Courage-Preis 2016 für Sandra Petersmann
Sandra Petersmann, ARD-Hörfunkkorrespondentin in Neu-Delhi, wurde mit dem neugeschaffenen Courage-Preis für aktuelle Berichterstattung ausgezeichnet. Die Preisverleihung fand im Rahmen der jb-Jahrestagung 2016 statt.
Die Begründung der Jury
Sandra Petersmann berichtet aus den Ländern Afghanistan, Bangladesh, Bhutan, Indien, Malediven, Nepal, Sri Lanka, Pakistan und Malediven. Ihre kontinuierliche herausragende Arbeit jenseits des Mainstreams ist reich an Informationen. Sie pflegt in ihren Berichten, Reportagen und Features den „anderen Blick“ auf die gesellschaftlichen Verhältnisse hinter Machthabern.
Sandra Petersmann gelingt es, durch ungewöhnliche Interviewpartnerinnen zu überraschen, Klischees aufzubrechen und Stereotypen zu hinterfragen. Sie klärt auf, beispielsweise über die Unterdrückung von Frauen. Und über die Gewalt gegen Frauen, die in den Ländern, aus denen sie berichtet, zum Alltag gehört.
Sprachlich elegant und immer verständlich spielt sie auf der Klaviatur aller audiophonen Mittel, erzeugt Bilder im Kopf und lässt ihre HörerInnen nicht ratlos, sondern gut informiert zurück. Beispielhaft hebt die Jury ihre Reportagen hervor: „Der lange Weg zum inneren Frieden“ (April 2015, aus Sri Lanka), „Kampf gegen Menschenhandel: Voller Wut und Schmerz“ (Juli 2015, aus Nepal), „Die verhinderte Richterin“, (März 2016, aus Afghanistan) und: „SOS auf den Malediven: Alleinherrschaft statt Inselparadies?“ (März 2016, von den Malediven).
Sandra Petersmann (43), geboren in Hamm/NRW, ist seit über vier Jahren Korrespondentin im ARD-Hörfunkstudio Neu-Delhi. Nach ihrem Studium der Politikwissenschaften und Geschichte in Hannover und Johannisburg hatte sie bei der Deutschen Welle volontiert und anschließend als Redakteurin vor allem aus verschiedenen Krisengebieten berichtet. 2011 wechselte sie zum WDR und ging für die ARD nach Indien.
Die Laudatio wurde von Angelica Netz, WDR-Chefredakteurin Hörfunk gehalten.
Lobende Erwähnung für Shafagh Laghai
Der Film „ Nigerias gestohlene Kinder“
Mutig geht die Korrespondentin Shafagh Laghai aus dem ARD-Studio Nairobi einem Thema nach, das unter dem Hashtag „#Bringbackourgirls“ eher oberflächlich abgehandelt wurde. Sie begibt sich mitten ins Gefahrengebiet, in das Dorf Chibok im Nordosten Nigerias, wo die Mädchen 2014 von Boko Haram entführt wurden. Sie spricht mit vielen Betroffenen und Verantwortlichen und vermittelt so ein ganzes Bild des Ereignisses und seiner Folgen. Sensibel bringt sie Eltern und entkommene Mädchen zum Reden. Und sie zeigt neue Gefahren auf. Die könnten nach der Rückkehr der Mädchen eintreten, wenn sie von ihren Entführern „umgedreht“ wurden und die eigenen Eltern angreifen. Doch es gelingt Shafagh Laghai, ihre Reportage mit einem Mut machenden Ausblick zu beschließen.
Shafagh Laghai wurde im Iran geboren und ist in Berlin aufgewachsen. Dort studierte sie Publizistik, Politikwissenschaft und Iranistik. Während des Studiums arbeitete sie als freie Reporterin und Redakteurin für das Fernsehen der Deutschen Welle und reiste für den Sender nach Afghanistan, Kambodscha und Pakistan.