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Courage-Preis 2016: Lobende Erwähnungen

Die Jury erwähnte zudem lobend die Dokumentarfilme von Düzen Tekkal („Hawar – meine Reise in den Genozid“), Elke Sasse („Meine Flucht – my escape“) sowie Shafagh Laghai („Nigerias gestohlene Kinder“).

Lobende Erwähnung  für den Film „ Nigerias gestohlene Kinder“ von Shafagh Laghai

Mutig geht die Korrespondentin Shafagh Laghai aus dem ARD-Studio Nairobi einem Thema nach, das unter dem Hashtag „Bringbackourgirls“ eher oberflächlich abgehandelt wurde.

Shafagh Laghai, Helga Kirchner und Rebecca Beerheide (Foto: Oliver Ziebe)

Shafagh Laghai, Helga Kirchner und Rebecca Beerheide (Foto: Oliver Ziebe)

Sie begibt sich mitten ins Gefahrengebiet, in das Dorf Chibok im Nordosten Nigerias, wo die Mädchen 2014 von Boko Haram entführt wurden. Sie spricht mit vielen Betroffenen und Verantwortlichen und vermittelt so ein ganzes Bild des Ereignisses und seiner Folgen. Sensibel bringt sie Eltern und entkommene Mädchen zum Reden. Und sie zeigt neue Gefahren auf. Die könnten nach der Rückkehr der Mädchen eintreten, wenn sie von ihren Entführern „umgedreht“ wurden und die eigenen Eltern angreifen. Doch es gelingt Shafagh Laghai, ihre Reportage mit einem Mut machenden Ausblick zu beschließen.

Shafagh Laghai (Foto: WDR)

Shafagh Laghai (Foto: WDR)

Shafagh Laghai wurde im Iran geboren und ist in Berlin aufgewachsen. Dort studierte sie Publizistik, Politikwissenschaft und Iranistik. Während des Studiums arbeitete sie als freie Reporterin und Redakteurin für das Fernsehen der Deutschen Welle und reiste für den Sender nach Afghanistan, Kambodscha und Pakistan.

 

Mitglieder der Jury des Journalistinnenbundes für den Courage-Preis sind Eva Hehemann, Helga Kirchner, Sissi Pitzer, Dr. Sibylle Plogstedt und Sigrun Rottmann.

Berlin, den 4. Juni 2016

Lobende Erwähnung  für den Film „my escape – Meine Flucht“ von Elke Sasse

Mit dem Dokumentarfilm „my escape – Meine Flucht“ hat Elke Sasse ein neues TV-Format geschaffen, indem sie die Handy-Filme Geflüchteter verwendet und die Betroffenen dazu ihre Geschichte erzählen lässt. Damit wird der Anspruch eingelöst, nicht nur über Flüchtlinge zu berichten, sondern sie selbst zu Wort kommen zu lassen. Der Film wurde innerhalb von sechs Wochen fertiggestellt und zeigt damit eine Möglichkeit, sich auch im Dokumentarfilmbereich der aktuellen Berichterstattung anzunähern.

Elke Sasse, die Literaturwissenschaft studiert hat, arbeitete zunächst als freie Autorin und Journalistin für die Feature-, Kultur- und Politikredaktionen der Radiosender ORB und DLF, später für politische Fernsehmagazine der ARD und des ORB. Seit 1994 sind ihre Schwerpunkte längere Dokumentationen und Reportagen.
Im Focus ihrer Filme stehen die Menschen: in Deutschland lebende Flüchtlinge, Ostdeutsche, die in den Westen abwandern, Kinder, die mit Dyskalkulie und Legasthenie kämpfen. Sie begleitete Müllmänner, Rohrreiniger, aber auch in Osteuropa gestrandete Russlanddeutsche, Flüchtlinge und Vertragsarbeiter. Sie dokumentierte den Alltag von Knoblauchbauern in China, Berbern in Ostdeutschland, Hochzeitsmusikern in New York oder tanzenden Senioren in Berlin. Sie näherte sich der Realität psychisch Kranker, rekonstruierte die Geschichten ehemaliger Zwangsarbeiter, oder versuchte der allgemeinen Sympathie für Ganoven auf die Spur zu kommen.

Lobende Erwähnung für den Film  „Háwar – meine Reise in den Genozid“ von Düzen Tekkal

Die Reportage über die Flucht der Jesiden vor dem IS ist außergewöhnlich. Die Autorin, selbst in Deutschland aufgewachsene Jesidin, nimmt sich 2014 eines Themas an, das zu diesem Zeitpunkt von den Medien noch weitgehend ignoriert wurde. Während ihrer Drehs im Nordirak erlebte sie, wie der »Islamische Staat« (IS) ihr Volk und ihre Religionsgemeinschaft verfolgte, ermordete und vergewaltigte. Sie thematisiert ihre eigene Betroffenheit. Was sie an unfassbarem Leid mitansehen musste, hat sie in dem Dokumentarfilm »Háwar – Meine Reise in den Genozid« verarbeitet.

Ihre Drehs im Irak erforderten journalistischen und unternehmerischen Mut, denn sie fand keinen Sender, der die 110 minütige Dokumentation finanzieren wollte. Trotz behebbarer Längen liefert Tekkal ein eindrucksvolles Dokument. Im November hatte der Film „Háwar“ seine Deutschlandpremiere auf den Hofer Internationalen Filmtagen.

Düzen Tekkal, Fernsehjournalistin und Filmemacherin, Jesidin, Kurdin, Deutsche, wurde 1978 als eines von elf Kindern einer jesidischen Einwandererfamilie in Hannover geboren. Sie studierte Politische Wissenschaften und Literaturwissenschaften. Die Frage, wie Integration gelingen kann, beschäftigt sie seit vielen Jahren. Für ihre Reportage »Angst vor den neuen Nachbarn«, in der sie jugendliche Straftäter mit Migrationshintergrund porträtiert, erhielt sie 2010 den Bayerischen Fernsehpreis. Im März 2016 veröffentlichte sie ihr Buch “Deutschland ist bedroht. Warum wir jetzt unsere Werte verteidigen müssen.“

Mitglieder der Jury des Journalistinnenbundes für den Courage-Preis sind Eva Hehemann, Helga Kirchner, Sissi Pitzer, Dr. Sibylle Plogstedt und Sigrun Rottmann.

Berlin, den 4. Juni 2016