Courage-Preis 2017 für Christine Auerbach
Der JB verleiht den Courage-Preis des Journalistinnenbundes für aktuelle Berichterstattung 2017 an Christine Auerbach für das Hörfunk-Feature „Nein heißt Nein. Warum es auch nach der Änderung der Gesetze so schwer ist, gegen sexuellen Missbrauch vorzugehen“. Sie nähert sich dem schwierigen Thema, zu dem über ein Jahr nach den Übergriffen in der Kölner Silvesternacht 2015/16 vermeintlich alles gesagt ist, behutsam, aber mit klarer Sprache. Sie findet drei Protagonistinnen, die sie einfühlsam zum Reden bringt, ohne in pure Betroffenheit abzugleiten. Atmosphärisch dicht, lässt sie ihre HörerInnen nicht nur am Schicksal der drei missbrauchten Frauen teilhaben, sie macht auch die politische Dimension des neuen Sexualstrafrechtes deutlich und benennt die moralisch-ethischen Dilemmata, die bei Missbrauch und Vergewaltigung immer eine Rolle spielen.
Zu Wort kommen Helferinnen, Juristen, Aktivistinnen, Polizisten, Ärztinnen, – und der Männerbeauftragte der Stadt Nürnberg, was das Thema sexuelle Gewalt ausweitet und die oft ambivalente Beziehung zwischen Opfer und Täter noch deutlicher macht. Scham, Entsolidarisierung, Abhängigkeit, Machtausübung, diese Gefühle und Begriffe lässt die Autorin spürbar werden, durch die Qualität ihres Textes und die Auswahl der O-Töne, die hervorragende audiophone Produktion. Die Sendung geht im wahrsten Sinne des Wortes unter die Haut.
Christine Auerbach (36) arbeitet als Autorin beim Bayerischen Rundfunk, vor allem für die Redaktion Politik und Hintergrund. Nach dem Studium von Politikwissenschaft und Komparatistik besuchte sie die Deutsche Journalistenschule in München. Sie ist multimedial unterwegs und in Radio, Fernsehen, Online gleichermaßen zu hause. Ihr Platz ist weniger hinter dem Schreibtisch als draußen bei den Menschen, deren Geschichte sie aufspüren will. Ihre Recherchen haben sie bisher nach Russland, Ägypten, USA, Frankreich und Bangladesch geführt.
Redaktion der Sendung hatte Nina Landhofer, Redakteurin für Politik und Hintergrund/ BR Hörfunk, für die Produktionstechnik war Fabien Zweck verantwortlich, für das Audiodesign Dagmar Petrus und Martha Plachetka.
Der Preis wird am 1.7.2017 im Rahmen der jb-Jahrestagung in Frankfurt/Main verliehen.