Der jb gratuliert Carolin Emcke zum Friedenspreis des Deutschen Buchhandels
Der Stiftungsrat des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels hat die deutsche Journalistin und Publizistin Carolin Emcke zur diesjährigen Trägerin des Friedenspreises gewählt.
Die Verleihung findet zum Abschluss der Frankfurter Buchmesse am Sonntag, 23. Oktober 2016, in der Paulskirche in Frankfurt am Main statt und wird live im Fernsehen übertragen. Der Friedenspreis wird seit 1950 vergeben und ist mit 25.000 Euro dotiert.
In der Begründung des Stiftungsrats heißt es: „Den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels verleiht der Börsenverein im Jahr 2016 an Carolin Emcke und ehrt damit die Journalistin und Publizistin, die mit ihren Büchern, Artikeln und Reden einen wichtigen Beitrag zum gesellschaftlichen Dialog und zum Frieden leistet. Ihre Aufmerksamkeit gilt dabei besonders jenen Momenten, Situationen und Themen, in denen das Gespräch abzubrechen droht, ja nicht mehr möglich erscheint. Carolin Emcke setzt sich schwierigen Lebensbedingungen aus und beschreibt – vor allem in ihren Essays und ihren Berichten aus Kriegsgebieten – auf sehr persönliche und ungeschützte Weise, wie Gewalt, Hass und Sprachlosigkeit Menschen verändern können. Mit analytischer Empathie appelliert sie an das Vermögen aller Beteiligten, zu Verständigung und Austausch zurückzufinden. Das Werk von Carolin Emcke wird somit Vorbild für gesellschaftliches Handeln in einer Zeit, in der politische, religiöse und kulturelle Konflikte den Dialog oft nicht mehr zulassen. Sie beweist, dass er möglich ist, und ihr Werk mahnt, dass wir uns dieser Aufgabe stellen müssen.“ (Quelle: http://www.friedenspreis-des-deutschen-buchhandels.de)
Krieg besteht nicht nur aus Krieg
Im Oktober 2013 war Carolin Emcke zu Gast im jb-Medienlabor in Berlin. Eindrucksvoll diskutierte sie mit Kolleginnen über Einsätze im Ausland und in Krisengebieten.
Emcke berichtete aus Israel, der Westbank, Pakistan, Ägypten und dem Irak. Sie beschreibt, wie eindrucksvoll Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft häufig seien: „Krieg besteht nicht nur aus Krieg“. Emcke schilderte die Herausforderung, über die Gleichzeitigkeit des Ausnahmezustands und des Alltags. Dies sei verwirrend und widerstrebe den eigenen Erwartungen. „Die Erfahrungen, die man macht, widersprechen allem, was man glauben möchte.“
Ihr Bestreben ist es, den Opfern eine Stimme zu geben. Diese seien oft so verstört, dass sie nicht chronologisch erzählen, nach Wörtern suchen oder stottern. Ruhe und Empathie schaffen dann die nötige Gesprächsatmosphäre. Emcke resümierte, „es wäre verstörend, wenn die Opfer nicht verstört wären.“
Diese Haltung, das Verstörende auf den menschlichen Punkt zu kondensieren, zeichnet auch Emckes wöchentliche Kolumne in der Süddeutschen Zeitung aus.
Der jb gratuliert Carolin Emcke und hofft auf viele weitere Berichte und Diskurse.
Homepage Carolin Emcke: www.carolin-emcke.de