Grafik Journalistinnenbund

Rückblick: Gender-Training im Rahmen des Projekts „Der G-Faktor“ (2006)

Sensibilisierung für geschlechtergerechten Journalismus

Wozu brauchen wir Gender-Trainings?

Das Analysieren journalistischer Beiträgen schärft die Wahrnehmung. V.l.n.r.: Elke Amberg, Birgitta M. Schulte, Rüdiger Offergeld, Sabine Stadtmüller.

Das Analysieren journalistischer Beiträgen schärft die Wahrnehmung. V.l.n.r.: Elke Amberg, Birgitta M. Schulte, Rüdiger Offergeld, Sabine Stadtmüller.

Nur jede fünfte Person, die in den Hauptnachrichten vorkommt, ist eine Frau. Das sind 21 Prozent – ein Anteil, der sich in den letzten zwanzig Jahren nur geringfügig nach oben bewegt hat. Frauen kommen weniger zu Wort, ihr Handeln wird seltener Gegenstand der Nachrichten, die Art der Darstellung ist oft einseitig und verzerrt. Was Männer tun, erhält mehr (mediale) Aufmerksamkeit. Was Frauen tun, fällt oft durch die herkömmlichen Selektionskriterien

Dabei ist die Wirklichkeit den Mediendarstellungen längst voraus: Im Deutschen Bundestag sitzen rund 33 Prozent Politikerinnen. Und auch die mittlerweile große Anzahl an Wissenschaftlerinnen und weiblicher Führungskräfte in der Wirtschaft spiegelt sich nicht in den Medien.

2006_JB_Argumente_Gendersensibler_Journalismus

Das Ziel: Mehr Geschlechter-Demokratie

Neue, andere Bilder von Frau-Sein und Weiblichkeit, von Mann-Sein und Männlichkeit, gar von Facetten geschlechtlicher Identitäten, sind abstrakt nicht darstellbar. Denn journalistische Texte beschreiben Persönlichkeiten und Lebenssituationen, Handelnde und Passive, Ursachen und Wirkungen, Gefühle und politische Zusammenhänge.

Die Geschlechterdimension einzubringen erfordert andere Perspektiven, neue Fragestellungen und geschlechterkritische Interpretationen: Was sind die genaueren Umstände? Wessen Interessen sind betroffen? Wie sehen die Machtverhältnisse aus? Und wo verbergen sich bisher nicht sichtbare Stärken von Frauen? Weitere Dimensionen wie Hautfarbe, ethnische Zugehörigkeit, soziale Lage, sind verknüpft mit der Geschlechterdimension. Diese Vielfalt angemessen und gendergerecht abzubilden, ist für den Journalistinnenbund ein Kriterium des anspruchsvollen, guten Journalismus – und damit ein zentrales Kriterium für Qualität.

Journalistinnen und Journalisten sind die ProduzentInnen dieser Bilder. Und sie haben oft mehr Gestaltungsraum als sie bisher wahrnehmen. Sachzwänge, Arbeitsroutinen und die politische Agenda sind keine Entschuldigung dafür, diesen Gestaltungsraum nicht zu nutzen. Eine vielfältigere Wahrnehmung und Wiedergabe der Welt führt nicht nur zu mehr Geschlechter-Demokratie, sondern insgesamt zu mehr Demokratie und auch zu einer größeren Berufszufriedenheit.

Gendersensible Sichtweisen sind kein zusätzlicher, sondern ein anderer Blick auf die Verhältnisse

Unsere Gender-Trainings wurden begleitend zum Projekt G-Faktor [zu G-Faktor] entwickelt, das mit Unterstützung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend von 2003 bis 2005 durch die AG Gender organisiert und konzipiert wurde.

Die Trainings richten sich an den journalistischen Nachwuchs ebenso wie an berufserfahrene Kolleginnen und Kollegen verschiedenster Mediengattungen und Fachmedien. Sie finden meist in Kooperation mit Universitäten, Journalistenschulen, Medienakademien und anderen Verbänden statt.

Bausteine Gender-Training

■   Grundlagen und aktuelle Erkenntnisse medienwissenschaftlicher Geschlechterforschung

■   Auswertung non-fiktionaler Beiträge aus elektronischen und Print-Medien

■   Praktische Übungen an Text- und Bildmaterialien

■   Erarbeitung von Richtlinien für gendersensibles Texten, Bildgestaltung…