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GMMP 2015: Ergebnisse

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Medienalltag (Foto: NN)

Mit durchschnittlich 28 Prozent liegt die Präsenz von Frauen in deutschen Nachrichten weit unter den 50%, die ihnen als Hälfte der Bevölkerung zukommen müsste. Das ist das diesjährige Ergebnis der weltweiten Medienbeobachtung GMMP (Global Media Monitoring Project) soweit sie Deutschland betrifft.

jb-Pressemitteilung zum GMMP 2015 (PDF)

Mit durchschnittlich 28 Prozent liegt die Präsenz von Frauen in deutschen Nachrichten weit unter den 50%, die ihnen als Hälfte der Bevölkerung zukommen müsste. Das ist das diesjährige Ergebnis der weltweiten Medienbeobachtung GMMP (Global Media Monitoring Project) soweit sie Deutschland betrifft.

Das GMMP ist die größte und einzige Langzeitstudie zu Frauen in den Nachrichten und zur Beteiligung von Frauen an deren Herstellung. Sie wird daher auch in der deutschen Forschung für aktualisierte Studien dringend benötigt.

Die Koordination der Studie hatte in Deutschland der Journalistinnenbund und weltweit WACC (World Association for Christian Communication), ein globales Netzwerk mit Sitz in Toronto, das das Recht auf Information im Bereich sozialer Gerechtigkeit und nachhaltiger Entwicklung einfordert.

Das GMMP (Global Media Monitoring Project) richtet sich ausschließlich auf Nachrichten als mediales Genre.

Die Beteiligung von Frauen an den Nachrichten (overall presence of women) scheint signifikant erhöht, von 21 Prozent im Jahr 2010 auf 33 Prozent in den klassischen Medien im Jahr 2015.

In Online- und Twitter-Nachrichten wurden 24 Prozent Frauen gezählt. Der Durchschnitt beträgt 28 Prozent. Im Jahr 2010 waren Twitter-Nachrichten noch nicht Bestandteil der Studie und Online-Nachrichtenkanäle nur als Pilotprojekt enthalten.

Nicht die Zahl der Frauen als Gegenstand der Nachrichten, als Menschen, die zitiert wurden, hat sich so deutlich erhöht, sondern die Zahl der Redakteurinnen im TV-Nachrichtenstudio (50 Prozent) und der Fernsehreporterinnen (46 Prozent). Die Zahl der Nachrichtensprecherinnen lag im Rundfunk mit 79 Prozent sehr hoch, was eher ein Zufallsergebnis ist. Im Print-Bereich ist noch immer von einem „Gender-Gap“ zu sprechen, 69 Prozent der Reporter waren männlich, 31 Prozent Frauen. In den Tageszeitungen scheinen die politischen Nachrichten noch immer eine Männer-Domäne zu sein.

Die Zahl der Frauen als „Subjekt“ der Nachrichten war in den Online-Medien und bei Twitter leicht höher als in den klassischen Medien. Elektronische Medien nutzen „Vermischtes“ als Eye-Catcher, die Zahl von Frauen unter den Celebrities ist dabei regelmäßig höher.

Stichtag war der 25. März 2015, ein für die deutschen Nachrichten untypischer Tag. Der Absturz der German Wings Maschine in den französischen Alpen war DIE Hauptnachricht.

Immer wieder wurden Angela Merkel als Vertreterin der deutschen Regierung und der deutschen Bevölkerung und die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft als Vertreterin des am meisten betroffenen Bundeslandes benannt. Sylvia Löhrmann, NRW-Kultusministerin, kam hinzu, da zwei „Lehrer“, und 16 „Schüler“ aus Nordrhein-Westfalen in den Tod gerissen wurden. Zum Teil wurde in den späteren Nachrichten des Tages auch von „Lehrerinnen“ und 16 „Schülerinnen und Schüler“ gesprochen.

Mädchen gänzlich unsichtbar

Dass zwei Lehrerinnen erst spät und 14 Mädchen gar nicht als Frauen benannt wurden, ist nicht nur ein Dilemma der deutschen Sprache. Es bezeugt einen blinden Fleck, eine mangelnde Bewusstheit. Verhindert wird „Selbstaktualisierung“, ein Bedürfnis aller Menschen – der Grund, warum sowohl Männer als auch Frauen zuerst auf das gleiche Geschlecht reagieren.

Das Global Media Monitoring Project (GMMP) erhebt seit 1995 in fünfjährigem Abstand die Zahl der Frauen (und Männer), die in Nachrichten zu sehen oder zu hören sind und von denen zu lesen ist. Der internationale Zusammenschluss von Forscherinnen, Studentinnen und Frauenorganisationen erfüllt damit den Auftrag, der mit der Weltfrauenkonferenz 1995 in Peking an die Regierungen ergangen ist. Der Journalistinnenbund erarbeitete die Daten mit Unterstützung des BMFSFJ.

Sektion J der Pekinger Aktionsplattform bestimmte eine höhere Beteiligung von Frauen an Entscheidungsprozessen in den Medien und leichteren Zugang zur Erstellung von Inhalten in Medien und neuen Kommunikationstechnologien als ein Ziel. Ein weiteres Ziel war und ist eine nicht-stereotype Darstellung von Frauen in den Medien.

Die Zahl der teilnehmenden Länder ist in zwei Jahrzehnten kontinuierlich angestiegen, von 71 im Jahr 1995 auf 115 im Jahr 2015.

Beobachtete Medien: vier Fernseh-Kanäle, drei Radio-Kanäle, sieben Tageszeitungen, fünf Internet-Medien und zehn Twitter-Medien

  • TV: ARD, Tagesschau 20.00h, ZDF, heute, 19.00h, RTL, 18.45h, NDR, 18.40h. Radio: Deutschlandfunk 13.00h, WDR2, 19.00h, Radio NRW 18.00h. Print: BILD-Zeitung, Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ), Frankfurter Rundschau (FR), Die Welt, Kölner Stadtanzeiger, Die Tageszeitung (taz), Süddeutsche Zeitung. Internet: Spiegel online, BILD.de, ntv online, FAZ.net, Handelsblatt. TWITTER: tazgezwitscher, FAZnet, zeitonline, welt, spiegelonline, SZ, Tagesspiegel, bild.de.
  • Kodiererinnen waren 12 Frauen, Mitglieder des Journalistinnenbunds.
  • 33 TV-Nachrichten, 29 Radio-Nachrichten, 111 Nachrichten aus Tageszeitungen, 75 Internet-Nachrichten and 119 Twitter-Nachrichten wurden überprüft. 56 Personen wurden als „Subjekt“ der Nachrichten im Fernsehen, 21 im Radio, 295 in Print-Medien, 224 in Online-Medien und 157 in Twitter-Medien identifiziert.

Internationale Ergebnisse hier: www.whomakesthenews.org/gmmp/gmmp-reports

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Quelle: Journalistinnenbund; Bei Verwendung dies bitte als Quelle bennen.