Gedenktafel für Hedwig Dohm enthüllt
Zu Ehren von Hedwig Dohm wurde im Juni eine Gedenktafel an ihrem Wohnhaus in der Friedrichstraße 235 enthüllt. Die Berliner jb-Kolleginnen Magdalena Kemper (Text) und Elke Brüser (Foto) waren dabei.
Das hätte ihr wahrscheinlich gut gefallen: der erste strahlende Sonnentag nach wochenlangem Regen, eine Gedenktafel aus edlem weißem Porzellan, die es fast nicht geschafft hat, rechtzeitig an ihrem Bestimmungsort zu hängen – und dann doch pünktlich enthüllt werden kann. Und am selben Haus, nur auf der anderen Seite der Toreinfahrt, findet sich eine Gedenktafel für Adelbert v. Chamisso.
Alle Gäste blinzeln in die Sonne, allen ist festlich und vergnügt zu Mute bei dieser überfälligen Ehrung am 5. Juni 2013.
In der Friedrichstraße 235 hat sie also gewohnt. Das Elternhaus ist einem öden grauweißen Nachkriegsbau gewichen, gegenüber die Ärztekammer, von der Touristenmeile ist hier wenig zu spüren. – Hier hat Hedwig Dohm ihre Kindheit verbracht, keine besonders glückliche. „Ich war ein leidenschaftlich unglückliches Kind, ein verkanntes.“
Längst sei diese Gedenktafel fällig gewesen, sagt die Staatssekretärin Hella Dunger-Löper, und die Hedwig-Dohm-Biografin Isabel Rohner sagt es auch. Und es stimmt: Längst hat es diese kühne feministische Visionärin und brillante Autorin verdient, aus der Vergessenheit gerissen zu werden, in die sie immer wieder geraten ist – ja gestoßen wurde.
Die Frauenbewegung der 70Jahre, der Journalistinnenbund (jb) und die Biografin Isabel Rohner haben sich mehrfach um Hedwig Dohm verdient gemacht. Unterstützt wurde das Projekt „Gedenktafel“ von der Berliner Senatskanzlei. Sicher ist diese schöne, feierliche Ehrung ein erster Schritt, der zweite sollte ein Berliner Ehrengrab sein, damit sie dort einen angemessenen Erinnerungsort behält und nicht nach 20 Jahren vom Friedhof verschwindet.
Alljährlich verleiht der jb an ausgewiesenen Journalistinnen die Hedwig-Dohm-Urkunde für frauenpolitisches Engagement und eine herausragende journalistische Tätigkeit. Isabel Rohner und Nikola Müller sind Herausgeberinnen der Edition Hedwig Dohm.
Von Magdalena Kemper