Ein Besuch bei Hedwig Dohm
Auf dem Alten St.-Matthäus-Kirchhof in Berlin-Schöneberg liegt das Grab der Schriftstellerin und Frauenrechtlerin Hedwig Dohm (1831-1919). Der Journalistinnenbund hat 2006 die Patenschaft für die Grabstelle übernommen und Spenden für einen Grabstein gesammelt. Das von der Kölner Künstlerin Ulrike Oeter gestaltete Grabmal aus weißem Marmor und rotem Glas wurde am 22.9.2007 enthüllt.
Für ihre Idee des roten Glasaufsatzes konnte Ulrike Oeter den international bekannten Glaskünstler Detlef Tanz begeistern.
Wie aufgeschlagene Buchseiten wirken die eingeschmolzenen Farbgebungen seines Glasstücks, das dennoch transparent bleibt und außen geschliffen ist. Der Stein symbolisiert in gewisser Weise das Werk der Publizistin aus der Frühzeit der Frauenbewegung. In ihrem Roman „Schicksale einer Seele“ ließ sie ihre Protagonistin schon 1899 sagen: „Durch rotes Glas hinausschauen in die Welt – eine glühend, brennende Märchenwelt von unerhörter Pracht.“
Danach zerbrach ihr das Glas. Zur großen Gedenkfeier für Hedwig Dohm am 22.9.2007 musste Detlef Tanz den Stein zunächst mit einem roten Provisorium versehen. Auch ihm war das Glas beim langwierigen Schmelzvorgang im Ofen zersprungen. Erst ein halbes Jahr später konnte er das Originalstück ersetzen. Seitdem leuchtet der weiße Gedenkstein mit seinem bei Sonnenschein durchglühten Glasaufsatz den BesucherInnen des Friedhofs schon von Weitem entgegen und zieht sie magisch an.
Der Spaziergang über den Friedhof führt zum Grab von Hedwig Dohm am oberen Ende des Friedhofs (linke Seite). Auf dem Weg finden sich viele andere interessante Grabstätten und zahlreiche Ehrengräber, z. B. das der Brüder Grimm. Auch die Frauenrechtlerin Minna Cauer ist hier beerdigt. Einige der historischen Grabmäler haben Patinnen und Paten gefunden, so dass neue Gemeinschaftsgräber z. B. des Vereins Denk mal-PositHIV entstehen konnten. Außerdem gibt es eine große Grabstelle für Sternenkinder.
Der Spaziergang führt zurück zum Eingangstor an der Großgörschenstraße. Dort befindet sich das Café Finovo, eines der ersten Cafés, die auf einem Friedhof eingerichtet wurden. Dort kann man den Spaziergang bei selbstgebackenem Kuchen und Kaffee ausklingen lassen.
* * *
2018, hat der Berliner Senat beschlossen, das Grab von Hedwig Dohm in die Liste der Ehrengräber der Stadt Berlin aufzunehmen. Am 24.3.2019 wurde die Ehrengrab-Plakette feierlich enthüllt.
Der Journalistinnenbund hat zu diesem Anlass eine Feier auf dem Friedhof ausgerichtet. Die Hedwig-Dohm-Biografinnen Isabelle Rohner und Nicola Müller präsentierten in der Aussegnungshalle des Alten St.-Matthäus-Kirchhofs Texte der Publizistin. Alle Fotos der Feier: Sharon Adler, PIXELMEER
Das Ehrengrab ist zunächst für 20 Jahre gesichert.
Der Journalistinnenbund verleiht jedes Jahr die Hedwig-Dohm-Urkunde an eine Kollegin für ihr Lebenswerk.
Fotos: Sharon Adler, PIXELMEER
Mit Klick auf eines der Bilder öffnet sich die Bildergalerie
Ehrengrab Hedwig Dohm
Alter St.-Matthäus-Kirchhof
Großgörschenstraße 12
10829 Berlin
Anfahrt
S-Bahnhof Yorckstraße, Ausgang Süd (Großgörschenstraße)
U-Bahn 7, Yorckstraße
ca. 5 Minuten zu Fuß die Katzlerstraße hoch. Am Ende rechts abbiegen.
Leseempfehlungen
Hedwig Dohm (Wikipedia)
Edition Hedwig Dohm, Biografie und Texte, herausgegeben von Nikola Müller und JB-Mitglied Isabelle Rohner
Veranstaltungen und Lesungen von Texten Hedwig Dohms: Termine
Alter St.-Matthäus-Kirchhof Berlin (Wikipedia)
Ein Friedhof für Sternenkinder und Märchenbrüder, Berliner Zeitung, 28.12.2015
Für die Tasse Kaffee nach dem Besuch
Café Finovo