Preisträgerin 2024: Fotografin Regina Schmeken
Der Journalistinnenbund verleiht 2024 die Hedwig-Dohm-Urkunde für ihr Lebenswerk an die Fotografin und Künstlerin Regina Schmeken. „Die Bildjournalistin hat sich in einer männlich dominierten Medienwelt durchgesetzt und für die Gleichwertigkeit von Bild und Text gekämpft“, begründet der jb-Vorstand seine Wahl. „Regina Schmeken hat der politischen Fotografie ihre ganz eigene Ästhetik geschenkt und begreift Bilder als Verdichtung der Wirklichkeit, die in den Medien gleichwertig neben der geschriebenen Analyse stehen.“ Die Preisverleihung findet am 21. September in Berlin statt.
Ihr Medium ist die Schwarz-Weiß-Fotografie. Die beeindruckenden, großformatigen Bilder der Künstlerin Regina Schmeken befinden sich zum Beispiel in den Sammlungen des MoMA in New York, der Pinakothek der Moderne in München und der Nationalbibliothek in Paris. Darüber hinaus hat sie mit ihrer publizistischen Fotografie seit Ende der 1980er Jahre das Erscheinungsbild der Süddeutschen Zeitung geprägt. Ihre Aufnahmen von Politikerinnen und Politikern, vom Fall der Mauer oder „der neuen Mitte“ in den 1990er Jahren, um nur einige Sujets zu nennen, zeigen nie das Vordergründig-Offensichtliche, sondern den besonderen Moment, aus einer subjektiven Perspektive, in einer eigenwillig dichten Dramaturgie.
Mit ihrer Bildsprache und der strikten Beschränkung auf Schwarz-Weiß hat sie eine eigene Ästhetik für die Zeitung geschaffen. Der respektvolle Umgang mit dem Medium Fotografie und die Gleichwertigkeit von Text und Bild ist eines ihrer Anliegen. Dazu schreibt der Fotohistoriker Michael Koetzle: „… angewandt arbeitend hat die Fotografin ihre subjektive Sicht der Dinge nicht aufgegeben. Schmeken ist die Fragende, Forschende, Suchende geblieben. Wo die Nachricht sich schon als starke Antwort geriert, setzt sie starke, selbstbewußte Fragezeichen: anspruchsvolle Kost in einer Welt der Fastfoodbilder.“
Seit 1980 wurde ihr Werk im In- und Ausland gezeigt, von 2002 bis 2007 war die Ausstellung „Die neue Mitte“ auf Initiative des Goethe-Instituts auf Welttournee. Viel Aufmerksamkeit erhielt zuletzt Schmekens Ausstellung zu den Tatorten des NSU, die in mehreren deutschen Städten zu sehen war. Ein wichtiges Thema ihrer Arbeit sind Bewegungsstudien, unter anderem von Tänzern und Fechtern. „In seriellen Aufnahmen untersucht sie den prekären Moment zwischen Stillstand und Bewegung“, so Ludger Derenthal, Leiter der Sammlung Fotografie der Kunstbibliothek, Staatliche Museen zu Berlin. Mit der deutschen Fußballnationalmannschaft der Männer realisierte sie ein Ausstellungsprojekt, die Bewegungsabläufe der Spieler erscheinen tänzerisch, wie choreografiert. Ihre kontrastreichen, intensiv bearbeiteten Bilder strahlen durch das satte Schwarz, sowie den gezielten Einsatz von Licht eine unglaubliche Intensität aus.
Regina Schmeken wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem erhielt sie 1978 den Prix de la Critique bei den Rencontres Internationales de la Photographie in Arles, 1982 den International Photo Design Award der Kunstzeitschrift art, sowie 1984 den Förderpreis für Bildende Kunst/Fotografie der Landeshauptstadt München. 1996 wurde ihr der Dr. Erich-Salomon-Preis der Deutschen Gesellschaft für Photographie zuerkannt. 2021 war sie Stipendiatin der Deutschen Akademie Villa Massimo in Rom.
19.6.2024
Vorstand des Journalistinnenbund e.V.
→ Pressemitteilung zu den jb-Medienpreisen, 19.6.2024 (PDF)