Gute Vorsätze allein reichen nicht im Kampf gegen Sexismus
Journalistinnenbund fordert Thilo Mischkes Rückzug und strukturelle Veränderungen in der ARD:
Mit dem „Baukasten gegen Sexismus“ hat die ARD vor einigen Monaten angekündigt, für eine Unternehmenskultur stehen zu wollen, in der Sexismus, sexuelle Belästigung und überholte Rollenklischees keine Chance haben. „Ganz offenbar haben die vereinbarten Maßnahmen noch nicht gegriffen“, so die Vorsitzende des Journalistinnenbundes Friederike Sittler. „Anders lässt sich die Verpflichtung von Thilo Mischke als Moderator des Kulturmagazins ttt nicht erklären.“
Die Entschuldigungen Mischkes für sexistische Äußerungen in der Vergangenheit sind nach Auffassung des Journalistinnenbundes nicht ausreichend. Sie zeugen nicht davon, dass er wirklich verstanden hat, warum Frauen und mit ihnen solidarische Männer ihn kritisieren. Dies ist nicht akzeptabel. Der Journalistinnenbund fordert Thilo Mischke daher auf, auf die ihm angebotene Moderationstätigkeit zu verzichten und damit der notwendigen Entscheidung der ARD zuvorzukommen.
„Uns geht es aber als Frauen in den Medien auch darum, dass die ARD darüber nachdenkt, wie es zu einer solchen Entscheidung kommen konnte. Die in der ARD bereits vereinbarten Maßnahmen müssen verbindlich umgesetzt werden, damit Sexismus und überholte Rollenklischees tatsächlich keine Chance mehr im öffentlich-rechtlichen Rundfunk haben“, so Friederike Sittler. Nötigenfalls müssten personelle Konsequenzen auf der Ebene der für die Entscheidung Verantwortlichen gezogen werden.
Pressemitteilung
Köln, 02.01.2025
Nachtrag
ARD-Vorsitzender Florian Hager: Die Causa Mischke wird aufgearbeitet!
Aber „in der ARD ist das nicht so einfach“.
In der Pressekonferenz nach der ARD-Intendantinnensitzung sicherte der HR-Intendant, der seit 1. Januar den ARD-Vorsitz übernommen hat, zu, dass die Bestellung und Abberufung von Moderator Thilo Mischke für die ARD-Kultursendung ttt intern aufgearbeitet werde. Dafür habe er einen Krisenstab unter Leitung von Oliver Köhr, Chefredakteur in der ARD-Programmdirektion, berufen. Auf Nachfrage des Journalistinnenbund e.V. gestand Hager ein, dass das in den Strukturen der ARD nicht so einfach sei. Die Sache sei, vorsichtig ausgedrückt, „suboptimal gelaufen“.
Ihm gehe es darum, für die Zukunft klare Verantwortlichkeiten für einzelne Sendungen zu etablieren, mit jeweils einer Person, die nach außen kommuniziert. Wer die ARD von innen her kennt weiß, dass dies besonders bei Programmangeboten schwierig ist, die von mehreren Sendern gemeinsam verantwortet werden, wie eben ttt oder der Weltspiegel.
Die Ergebnisse dieser internen Arbeitsgruppe sollen im April auch nach außen kommuniziert werden. Wir sind gespannt!
Sissi Pitzer, stellvertretende Vorsitzende des Journalistinnenbundes
15.2.2025, auf LinkedIn