Grafik Journalistinnenbund

Journalistinnen und Journalisten des Jahres:
So viele ausgezeichnete Frauen!

Menschen wieder für Fakten statt Fakes zu begeistern sei die Chance des Regionalen, betonte die jb-Vorsitzende Friederike Sittler in ihrer Laudatio für die besten Chefredakteurinnen und Chefredakteure von Lokalzeitungen: Hannah Suppa, Yannick Dillinger und Anke Myrrhe. Am 19. Mai 2025 zeichnete das mediummagazin die Journalistinnen und Journalisten des Jahres 2024 bei einer feierlichen Preisverleihung in Berlin aus. Der Hauptpreis ging an das Team von Correctiv für seine Recherche „Geheimplan gegen Deutschland“.

Der Journalistinnenbund, vertreten durch seine Vorsitzende, ist seit mehreren Jahren Jurymitglied. Wurden früher vorrangig Männer mit Preisen bedacht, ist das längst anders geworden. Dieses Jahr dominierten bei den Erstplatzierten in allen Kategorien die Frauen. Zwölf Reporterinnen, Redakteurinnen, Moderatorinnen, Feste und Freie erhielten die renommierte Auszeichnung für herausragenden Journalismus.

Erneut prämiert wurde übrigens auch eine Medienpreisträgerin des jb: Paula Lochte, ausgezeichnet mit dem Marlies-Hesse-Nachwuchspreis 2024, errang bei der Preisauszeichnung des mediummagazins den 2. Platz in der Kategorie Podcast.

Gratulation allen Ausgezeichneten!

Laudatio auf die besten Chefredaktionen regional

von Friederike Sittler, Vorsitzende des Journalistinnenbundes

Frau am Stehpult

Pointiertes Lob, auch für die weibliche Perspektive / Foto: Dietmar Gust

Lokaljournalismus? Ja klar, erstmal klein anfangen, einen Fuß in die Tür kriegen, dann richtig Karriere machen. Viele von uns haben – wenn wir ehrlich sind – lange so gedacht. Dabei liegt heute vor allem im Lokalen und Regionalen die Chance, Menschen wieder für Fakten statt Fakes zu begeistern, für Medien als wesentlich in der und für die Demokratie.

Daher ist es mir eine besondere Freude, die Laudatio auf die besten Chefredaktionen regional halten zu dürfen, die tagtäglich einen richtig guten Job machen und ihn beständig neu erfinden. Und es freut mich, dass auch hier Frauen weit vorn stehen. Gerade in einer Zeit in der die männliche Deutungs­- und Handlungsmacht zunimmt, die weibliche Perspektive gern mal übersehen wird, muss uns die Geschlechtergerechtigkeit in den Medien ein unverändert großes Anliegen sein.

„Genug gemeckert, 50 Ideen, die Berlin voranbringen“. Eine typische Tagesspiegelaktion und typisch Anke Myrrhe. Gesicht und Stimme des bekannten Checkpoints, präsent auf vielen Bühnen, immer auf der Suche nach neuen Formaten und thematischen Zugängen. Als Frau in der Chefredaktion ein Vorbild für junge Frauen, sich Führungspositionen zuzutrauen und den Mund aufzumachen. Cool, frech, klug. Anke Myrrhe – seit 2021 stellvertretende Chefredakteurin des Tagesspiegels. Heute nun der 3. Platz als Chefredakteurin regional. Herzlichen Glückwunsch.

Yannick Dillinger ist erst seit bald zwei Jahren Chefredakteur der Rheinpfalz, aber treibt mit großer Energie die Transformation voran, probiert selbstverständlich auch KI-Anwendungen aus. Und: er erklärt sich dem Publikum, macht Entscheidungen transparent und wirbt für seriösen Journalismus. „Wir können die Welt nicht schöner gestalten als sie ist, aber wir können Menschen befähigen mitzureden.“ Sagt Yannick Dillinger und wird dafür heute mit dem 2. Platz ausgezeichnet. Herzlichen Glückwunsch.

Von Hannah Suppa lernen wir: Loslassen. Was im Digitalen nicht gebraucht wird, wird weggelassen. Aber: Auch, wenn die gedruckte Zeitung an Bedeutung verliert, so heißt das nicht den Lokaljournalismus in Frage zu stellen. Nicht schreiben, was die Leute hören wollen, aber: „verschiedene Blickwinkel einnehmen“, fordert die Chefredakteurin der Leipziger Volkszeitung. Unter schwierigen Bedingungen kämpft Hannah Suppa für den bestmöglichen Lokaljournalismus und lässt uns teilhaben daran, was im Osten los ist. Und ein sehr schöner Satz aus der Nominierung: „Während viele in den Osten gehen, um dort wichtig zu sein, gibt sie die Bühne regelmäßig ab, ohne ihren Stellenwert zu verlieren.“ Seit 2020 im Amt und die erste Frau an der Spitze der traditionsreichen Leipziger Volkszeitung. Als Chefin der Märkischen Allgemeinen war sie schon einmal Chefredakteurin regional, heuer ist sie es hochverdient wieder. Herzlichen Glückwunsch, Hannah Suppa.

Die erstplatzierten Journalistinnen

  • Chefredaktion national: Kathrin Gottschalk, Barbara Junge, Ulrike Winkelmann, taz
  • Chefredaktion regional: Hannah Suppa, Leipziger Volkszeitung
  • Politik: Natalie Amiri, Weltspiegel, ARD
  • Wirtschaft: Meike Schreiber, Süddeutsche Zeitung
  • Kultur: Nora Gantenbrink, Der Spiegel
  • Wissenschaft: Eva Wolfangel, freie Journalistin
  • Sport: Esther Sedlaczek, Sportschau
  • Unterhaltung: Sandra Maischberger
  • Reportage national: Sophie von der Tann, ARD-Korrespondentin Tel Aviv
  • Regional regional: Anna Lena Mösken, Freie Presse Chemnitz

Auch bei den prämierten Teamleistungen waren etliche Frauen dabei, so bei Correctiv: Anette Dowideit, Gabriela Keller, und bei „The Gaza Project“: Maria Christoph, Muriel Kalisch, Dajana Kollig, Maria Retter.

→ Eindrücke von Feier und Preisverleihung
→ Bericht und Jurybegründungen der weiteren Auszeichnungen in der Printausgabe mediummagazin 6/24