„Liebe und Fegefeuer“ – Journalistinnen entdecken Konstanz
Elf gutgelaunte Journalistinnen aus Nah und Fern, ein spannendes Programm und dazu auch noch bestes Wetter – die Reise der RG Südwest am ersten Aprilwochenende 2017 nach Konstanz an den Bodensee war ein wunderbares Erlebnis für alle Teilnehmerinnen.
Am Freitagabend las jb-Kollegin und Bodensee-Expertin Doris Burger zur Einstimmung in der Zeppelin-Bar des ehemaligen Dominikaner-Klosters und heutigen Steigenberger-Inselhotels aus ihrem Buch„Kleines Untersee-ABC“: lauter vergnügliche Geschichten rund um ihre Wahlheimat.
Ist doch die Geografie am Bodensee für Auswärtige erstmal gar nicht so einfach zu verstehen: Was ist der Rheinsee, wo liegt der Untersee, wo der Obersee, wie finde ich auf die Höri, wer sind die Häfler (die schwäbischen Friedrichshafener) und warum verstehen die sich nicht mit den (badischen) Konstanzern, welche Rolle spielt die nahe Grenze zur Schweiz? Und natürlich darf die wichtigste alle Fragen nicht fehlen: Welche regionalen Speisen gibt es hier zu essen? Aus diesem Grund klang der Abend in der urigen Kneipe „Tamaras Weinstube“ am Fischmarkt aus. Bei traditionellen „Dünnele“ – einem mit Kartoffeln, Speck, Käse oder Gemüse belegten Fladen. Und mit vielen Gesprächen, neuem Kennenlernen und alte Bekanntschaften auffrischen.
In den Samstag startete die Gruppe – zwei Kolleginnen von „Selfnet“, dem Netzwerk der selbstständigen Frauen am westlichen Bodensee, stießen noch dazu – mit einer Führung durch das Konstanz der Frauen im Konzil. Feiert doch die Stadt seit 2014 und noch bis 2018 das Jubiläum „600 Jahre Konzil“.
Drei Päpste gab es im 15. Jahrhundert: In der kleinen Stadt am Bodensee wurde das Abendländische Schisma mit der Erhebung von Oddo die Colonna zum römischen Papst Martin V. im Jahr 1417 endlich aufgelöst. Gewählt wurde er im Konstanzer Kaufhaus direkt am Ufer des Bodensees. Seit 1910 wird das Konzilsgebäude als Restaurant und Festsaal genutzt.
Ganz in der Nähe befindet sich auch die große Hafenuhr, wo sich die jb-Gruppe am Samstagmorgen mit der Archäologin und Stadtführerin Dr. Gudrun Schnekenburger von der städtischen Marketing- und Tourismusgesellschaft traf. „Liebe und Fegefeuer“ war das Motto ihrer vergnüglichen Führung durch das Konstanz der Frauen vor 600 Jahren. Schnekenburger – deutlich erkennbar als die Frau mit dem blauen Hut – startete bei der „Imperia“ von Peter Lenk, der umstrittenen Statue des Bildhauers, die seit 1993 auf dem Pegelhäuschen am Ende der Hafenmole hoch aufragt und die Kulisse dominiert.
Die Kurtisane dreht sich neckisch um die eigene Achse und trägt auf den Händen zwei nackige Männlein: das rechte trägt die Krone eines Königs und einen Reichsapfel, das linke trägt die päpstliche Tiara. Bis auf die Kopfbedeckungen und Schuhe an den Füßen sind die „Narren“ oder „Gaukler“, als die sie der Künstler angeblich selbst sieht, eben nackt. Gudrun Schnekenburger flocht um die beiden – König und Papst? – sachkundige Geschichten um Mätressenherrschaft, Patriarchat, Literatur und Frauenlist.
Zwei durch viele Geschichten angereicherte Stunden ging es dann weiter durch Konstanz, bis die Führung im Münster endete. Bei einer weiblichen Schlange, die Eva zum Apfelbiss verführte – und die Kolleginnen verleitete, sich entweder mit einem gegenseitigen Versprechen „Wir sehen uns bald wieder“ zu verabschieden – oder die Tage am Bodensee beim Essen in einem nahegelegenen Restaurant zu beenden.
Bericht: Heidrun Wulf-Frick
Weiterlesen „Imperia“: https://de.wikipedia.org/wiki/Imperia_(Statue)