Grafik Journalistinnenbund

Pressemeldung: Jahrestagung des Journalistinnenbundes 2022

Köln, 12.06.2022

PRESSEMELDUNG

„Vielfalt. Vereint. Medienfrauen“: Solidarität statt Konkurrenz

Erkenntnisse der Jahrestagung des jb am 11. Juni 2022 in Berlin

Weibliche Sicht auf den Krieg: Ukrainische, belarussische und russische Journalistinnen diskutieren mit deutschen Kolleginnen

Vielfalt in den Medien zu schaffen ist kein Akt der Gnade, sondern ein Frühwarnsystem – Bundesfamilienministerin Lisa Paus

Im jb sind alle Frauen willkommen; keine muss, aber jede kann ihre Biografie, ihre Diskriminierungserfahrungen, Identität und Orientierung teilen – Friederike Sittler, JB Vorsitzende

Qualitätsjournalismus und die Sicht der Frauen sind wichtiger denn je –
Heike Raab, rheinland-pfälzische Staatssekretärin

JB-Nachwuchsförderung: Neues Stipendium für Nachwuchs-Journalistinnen ausgelobt


 

Liebe Kolleg*innen,

„Vielfalt in den Medien ist kein Akt der Gnade, sondern ein Frühwarnsystem.“ Mit diesem klaren Statement machte Bundesfamilienministerin Lisa Paus in ihrer Keynote anlässlich der Jahrestagung des Journalistinnenbundes (jb) deutlich, wie wichtig ihr und ihrem Ministerium die Themen Medien, Vielfalt und Frauen sind. Vielfalt habe viele Dimensionen. Neben Geschlecht und Hautfarbe gehörten auch Herkunft, Alter, Behinderung, Religion oder Weltanschauung, sexuelle Identität, Bildung, sozialer Status, Familienstand und Einkommen dazu. Diese Vielfalt werde in den Medien bisher nicht genügend abgebildet, so die Ministerin. Dabei könne gerade der Journalismus als Kitt in einer zunehmend gespaltenen Gesellschaft fungieren. Dazu müsse es aber häufiger gelingen, andere Perspektiven einzunehmen, wie beispielsweise durch den weiblichen Blick auf die Welt den Nicht-Mächtigen eine Stimme zu geben.

→ Mehr über den Besuch der Bundesfamilienministerin Lisa Paus

Frauen haben viel zu sagen, sie müssen nur gehört werden

Wie sehr in Zeiten von Krieg und immer mehr autoritären Regimen die Vielfalt ein kostbares, vor allem aber demokratisierendes Gut sein kann, zeigte die Diskussion mit ukrainischen, belarussischen und deutschen Journalistinnen. Frauen bekämen häufig einen besseren Zugang zur Zivilgesellschaft, berichtete Sabine Adler, Leiterin des Reporterpools Osteuropa beim Deutschlandfunk, und könnten deshalb intensiver über die zivilen Schrecken eines Krieges berichten.

Von ihrer weiblichen Sichtweise auf den Krieg, ihren Ängsten, Schuldgefühlen, aber auch über die Bedeutung von Humor als Waffe berichteten die osteuropäischen Kolleginnen. Doch wie kommt mehr weibliche Perspektive in die Redaktionen? Nur gemeinsam, ist sich Lena Böllinger, freie Journalistin, sicher. Sie betrachte mit großer Sorge die Twitterisierung der Medien, die für mehr Zersplitterung sorge, dies aber als Vielfalt verkaufe. „Lasst uns endlich die Kräfte bündeln,“ unterstützte sie das Tagesthema „Solidarität statt Konkurrenz“.

Die Vorsitzende des jb, Friederike Sittler, betonte, dass im jb alle Medienfrauen willkommen sind. „Unabhängig von ihrer Herkunft, mit wem sie ihr Leben teilt, ob sie Kinder hat oder keine, ob sie aus prekären oder etablierten Verhältnissen stammt, aus Ost- oder West, wie alt sie ist, ob sie behindert ist oder welche religiöse oder weltanschauliche Überzeugung sie hat.“ Der jb trete für Frauen, für Qualitätsjournalismus, für Gleichberechtigung ein.

Mit 50:50 Projekt gegen den verengten Blick auf die Welt

Beim Thema Vielfalt hilft auch Transparenz. „Ein penibles Zählen sorgt für mehr Klarheit“ bestätigten sowohl die Medien- und Genderforscherin Elizabeth Prommer als auch Wiebke Nieland, Frauenvertreterin des Rundfunk Berlin-Brandenburg. Frauen über 45, mit Migrationshintergrund oder mit Beeinträchtigungen kämen nach ihren Erhebungen kaum vor – ausnahmslos in allen deutschen TV-Sendern, so Prommer. Doch es gibt auch positive Beispiele: Beim rbb werde mit großem Engagement die 50:50 Herausforderung der BBC umgesetzt. Dadurch habe sich schon einiges positiv verändert, erklärte Nieland.

Mit ihrer Abschluss-Keynote zog die rheinland-pfälzische Staatssekretärin Heike Raab das Fazit der Tagung: „Die besonderen Sichtweisen, die Frauen auf die Welt haben, dürfen im Journalismus keine Leuchttürme bleiben, sondern müssen Normalität werden.“

Ein Hauptanliegen des jb: Nachwuchsarbeit fördern

Um die Nachwuchsjournalistinnen zu unterstützen, hat der jb ein Recherche-Stipendium ins Leben gerufen. Bewerbungen sind ab sofort bis zum 1.9.2022 möglich. Dotiert ist es mit 2000 Euro. Die Gelder dafür stammen aus dem Kreis der Hedwig Dohm Preisträgerinnen.

→ Mehr über das Recherchestipendium

Abend-Gala: Herausragende Leistungen von Journalistinnen

Am Abend wurden die Vielfalt und herausragende Journalistinnen im taz Gebäude gefeiert. Mit der Verleihung der drei jb-Medienpreise über den Dächern von Berlin fand die jb-Jahrestagung einen gelungenen Abschluss.  Der Courage-Preis für aktuelle Berichterstattung ging an die Regisseurin Vera Kritschewskaja. Simona Dürnberg erhielt für ihre Dokumentation über Altersarmut bei Frauen den Marlies-Hesse-Nachwuchspreis, und Brigitte Fehrle wurde für ihr Lebenswerk mit der Hedwig-Dohm-Urkunde ausgezeichnet.


 

Weitere Infos, Links zur Aufzeichnung der Rede der Ministerin und den Podiumsdiskussionen:
Programm der Jahrestagung 2022

→ Pressemeldung zum Download

Pressekontakt:
Friederike Sittler, jb-Vorsitzende, sittler@journalistinnen.de, Tel.0170-2341859
Sissi Pitzer, stellv. jb-Vorsitzende, pitzer@journalistinnen.de, Tel.0171-8373300