Grafik Journalistinnenbund

Brave

Spannende Begegnungen im arabischen Frühling

Keine Pressefreiheit, keine Demokratie, keine Gleichberechtigung der Geschlechter. Das sind die Bedingungen unter denen Journalistinnen in der arabischen Welt oft arbeiten. Ihren Mut, dagegen Widerstand zu leisten, wollen wir mit dem Projekt brave unterstützen.

Das Projekt, mit dem die Stimme der Kolleginnen aus Ländern der Arabellion hörbar wird, startete 2012: Amani Eltunsi aus Ägypten, Afef Abrougi aus Tunesien und die im Exil lebende Rula Assad aus Syrien berichteten erstmals bei der Jahrestagung 2012 über ihre Arbeit und die Lage der Frauen in ihren Ländern. Der enge Zusammenhang zwischen Gleichberechtigung und Demokratie und der Wunsch der arabischen Kolleginnen nach gendersensibler Weiterbildung standen im Zentrum dieser Begegnungen.

Die Arbeitsgruppe brave bemühte sich seither um den kollegialen Austausch in Seminaren und Tagungen. So präsentierte der jb im November 2014 erstmals das Konzept seines Mentoringprogramms auf der Medienkonferenz „Crossing Borders – Empowering Women Journalists in Egypt“ in Kairo. Die Konferenz wurde im Auftrag der DW-Akademie von Kerstin Kilanowski und Sigrun Rottmann organisiert.

 

Mutige Kolleginnen zu Gast beim jb

Als Beitrag zur Jahrestagung 2014 wurden zahlreiche Filme gesichtet und aus Anregung der „FilmInitiativ KölnNadia El Fani mit ihrem Film „Même pas mal“ nach Köln eingeladen. Der Dokumentarfilm bezeugt die Anfeindungen, denen die Autorin ausgesetzt ist, weil sie sich entschieden für ein laizistisches Tunesien einsetzt. Der durch eine Spende ermöglichte Abend mit der Autorin war ein großer Erfolg, was sich auch in einer privat organisierten Finanzierungshilfe für ihr nächstes Filmprojekt niederschlug.

Schon ein Jahr später, zur Jahrestagung 2015, konnte der jb vier Journalistinnen aus zwei Ländern einladen, in denen die Arabellion große Hoffnungen geweckt hatte. Wie unterschiedlich die Entwicklung in Tunesien und Ägypten verlief, erfuhren die BesucherInnen der öffentlichen Veranstaltung im Sendesaal der Deutschen Welle Bonn „Nach dem Frühling – arabische Journalistinnen berichten“. Die Fotografin Eman Helal und die TV-Journalistin Shahira Amin, beide aus Ägypten, schilderten die zahlreichen Eingriffe in die Pressefreiheit durch die Militärregierung und deren scharfe Angriffe auf einzelne KollegInnen. Die Journalistinnen Khawla Chabbeh und Nessrine Romdhani beschrieben die Erfolge der Arabellion in Tunesien, die ihnen beruflich weitaus größere Bewegungsfreiheit gibt. Gleichzeitig wird ihnen vorgehalten, dass sie aus der (weiblichen) Rolle fallen. Seit terroristische Angriffe sich mehren, überschatten Angst und Unsicherheit die Aufbruchsstimmung im Land.

Kooperationspartnerin war das UN Women Nationales Komitee Deutschland, das im Rahmen der weltweiten Aktionen zu Peking+20 an die Forderung zur Gleichstellung von Frauen in den Medien in der Pekinger Plattform erinnerte, dem wichtigsten frauenpolitischen Dokument. Das Auswärtige Amt unterstützte die Veranstaltung.

 

Die Situation ist immer noch schwierig

Seit Herbst 2015 hat sich die AG brave darum bemüht, alle bisherigen Gäste aus Tunesien und Ägypten untereinander zu verbinden. Das ist nicht einfach, weil neben den politischen, die individuellen Entwicklungen sehr unterschiedlich sind und die Arbeits-und Lebenssituation vor allem in Ägypten äußerst prekär ist. Weitere Aktivitäten plant die Gruppe zurzeit nicht. Sie ist jedoch offen für weitere Impulse zum Projekt.

An brave beteiligt waren:  Dr. Inge von Bönninghausen, Cornelia Benninghoven, Kerstin Kilanowski, Luise Loges,  Dana Savić und Najima El Moussaoui.