Grafik Journalistinnenbund

Begrüßungsrede zum 1. Medienlabor des Journalistinnenbundes

Drei Frauen lächeln in die Kamera

Sylvia Feil, Rosemarie Mieder und Andrea Ernst vom jb-Vorstand beim ersten Medienlabor des Journalistinnenbundes (vlnr.)

Ansprache von Andrea Ernst, Vorsitzende des Journalistinnenbundes, zur Premiere des neuen Veranstaltungsformats Medienlabor. Der jb hatte am 14. März 2013 in den Bucerius-Saal der Akademie für Publizistik in Hamburg zur Diskussion über die Macht der Konzern- und Verlagserbinnen eingeladen.

Ein herzliches Willkommen,

ich freue mich riesig, dass hier dieser Abend stattfindet, der bei unseren Veranstaltungsreihen eine echte Premiere ist. Wir sind ganz sehr gespannt, wie dieses Konzept funktioniert und vor allem mit welch tollen Gästen und Teilnehmern wir heute zusammen kommen können. Es geht ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung. Wir haben die Chance ins intensive Gespräch mit Führungsfrauen aus Verlagen und Medienhäusern zu kommen. Wir werden hören, wie Verlagsleiterinnen und Konzernlenkerinnen ihre Aufgabe als Verantwortliche für die Inhalte und die Produktion ihrer Zeitungen, Zeitschriften und Büchern verstehen und wie sie diese Aufgabe gestalten.

Wir freuen uns sehr darüber, dass Sie, Frau Bauer, Frau Dierichs, Frau Latka, Frau Dr. Meyer und Frau Dr. Schüssler unsere Einladung angenommen haben.

Ja, es ist wahr: Frauen greifen immer deutlicher nach der Gestaltungsmacht, nicht nur in Politik und Wissenschaft, sondern auch in der Wirtschaft; sie drängen an die Spitze, wollen mitgestalten und die Sicht auf die Verhältnisse mitbestimmen.

Und dennoch: Frauen können weltweit ihr Führungspotential nicht so umsetzen, wie es ihrer Qualifikation und ihrem Engagement entspricht. Von den oft bescheidenen Fortschritten in Parteien, politischen Institutionen und den Hochschulen abgesehen, sind die oberen Ränge von Konzernen und Großunternehmen monochrom männlich besetzt. Inzwischen wissen auch besorgte Spitzenmanager, dass sich dieser männliche Überhang in den Entscheidungsetagen negativ auf die Wirtschaft auswirkt. Negativ auf die Qualität der Ideen und die Entwicklung neuer Projekte.

Wenn wir hierzulande auf die Medien blicken, ergibt sich ein bemerkenswertes Bild. An der Spitze der sechs größten Medienhäuser Deutschlands stehen Frauen. Doch würde es die tatsächliche Lage erheblich verzerren, würde daraus gefolgert, dass im Verlagswesen die Quote stimme. Mit dieser Behauptung versuchte sich im vorigen Sommer das Manager-Magazin. Wer den Blick nur ein wenig weitet und schärft, stößt unweigerlich auf tausende männliche Verleger und Geschäftsführer und auf eine fast hundert-prozentige Chefredakteursquote. Deshalb ist die Situation heute und hier eine ganz besondere: Frauen aus den höchsten Rängen von Medienhäusern und Verlagen sind hier. Wir sind froh, fünf aus ihren Reihen hier zu Gast zu haben. Ihr Weg an die Spitze folgte einem Muster, das zwar in der Wirtschaftsgeschichte nicht neu, doch stets die Ausnahme gewesen ist: Sie sind nicht angestellte Managerinnen, vielmehr führen sie ein Unternehmen, das ihnen ganz oder in Teilen gehört und das durch Erbschaft in ihren Besitz übergegangen ist. Übrigens sind inzwischen, generell betrachtet, Frauen heute immer häufiger Alleinerbinnen von Betrieben.

Als Journalistinnen und Autorinnen gehören wir selbst zur Medienbranche, deshalb interessieren wir uns in besonderer Weise dafür, wie Ihre Konzepte und Visionen aussehen, wie sie ihre Rolle und Aufgabe verstehen, wie sie den Umgang mit Macht erleben. Wir sind auch gespannt zu hören, wie ihr Weg nach ganz oben aussah, wie und ob es prägende Vorbilder gab. Und da sich die Welt der Medien seit geraumer Zeit rasend und schnell und grundlegend ändert, wüssten wir gerne, womit sie rechnen, was ihnen Sorgen macht und wie sie auf den Wandel reagieren. Und schließlich sind wir neugierig zu hören, wie sie das berufliche Fortkommen der Frauen unterstützen und was Sie von der Quote halten.

Wer eine gute Idee ins Werk setzen will, braucht bekanntlich außer Talenten auch materielle Ressourcen. Eine gute Idee, nämlich das Thema dieses Abends und die Präsentationsform, kommt aus der jb-Arbeitsgruppe Medienlabor. So bezeichnen wir innerhalb des Journalistinnenbundes unsere Diskussionsforen, mit denen wir in die medienpolitische Debatte eingreifen wollen. Wie gesagt, es ist eine Premiere. Ein großes Danke geht an die Kolleginnen, die dieses organisiert haben: Sylvia Feil, Helga Kirchner, Eva Kohlrusch, Diemut Roether, Sibylle Plogstedt und Tina Stadlmayer. Sie haben den heutigen Abend vorbereitet und werden nachher moderieren. Und dann gibt es noch andre Unterstützer und Förderer:

Die Akademie für Publizistik Hamburg hat uns als Kooperationspartnerin diese Räume zur Verfügung gestellt und ihre technische Infrastruktur. Wir haben gerade Frau Wollschläger gehört. Herzlichen Dank für diese Gastfreundschaft.

Dankbar sind wir auch dafür, dass die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg, das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und das Gunda-Werner-Institut in der Heinrich-Böll-Stiftung nennenswerte Fördergelder vergeben haben. Wir betrachten alle diese Zusagen auch als eine Bestätigung für die Relevanz unseres Themas.

Schließlich möchte ich auch noch dankend erwähnen, dass uns das Unternehmen Voelkel mit einer großzügigen Getränkespende unterstützt hat.

Ich wünsche uns allen einen spannenden Abend!

14.3.2013