Rückblick: Medienlabor zur Vielfalt in den Medien der Einwanderungsgesellschaft

Die Mitwirkenden des 6. jb-Medienlabors / Foto: Lale Cakmak
Wohin geht der mediale Blick und was prägt ihn? Vor allem aber: Wer blickt da auf wen? Mit dieser Ausgangsfrage begann das 6. Medienlabor des jb, das am 23. März 2018 in Köln stattgefunden hat. Titel diesmal: „Vielseitig statt eintönig – Medien in der Einwanderungsgesellschaft“.
Die Buchautorin und Journalistin Charlotte Wiedemann, die mit ihrer Keynote „Der weiße Blick“ die Grundlage für die folgenden Diskussionen und Gespräche legte, referierte gleich zu Beginn nüchtern – und ernüchternd: „Der Journalismus, wie wir ihn kennen, und den ich hilfsweise den weißen Journalismus nenne, macht einen großen Teil der Weltbevölkerung zu drittklassigen Darstellern, nach dem Motto: Die anderen machen Probleme, wir lösen sie.“
Der volle Saal in der Kölner Kunsthochschule für Medien, die mit hochinteressanten wie erfolgreichen Kolleginnen besetzten Podien und die lebhaften Diskussionsrunden an den Runden Tischen bewiesen: Die Änderung dieser Situation ist längst überfällig. Dennoch erscheint die Herrschaftsmentalität in den Medien erstaunlich zählebig zu sein.
Würden mehr Journalisten*innen mit Migrations-Hintergrund etwas ändern an dem „weißen“, eindimensionalen und oft selbstgerechten Blick? Nicht unbedingt, meint Charlotte Wiedemann. Auch wenn die professionellen Medien bunter würden, ihre Zusammensetzung sei eine exklusive und wer dort Zutritt habe, hätte seinen Blick oft schon der Mehrheit angepasst.
Dass der Abend nicht nur Fragen beantwortet, sondern auch neue Diskussionspunkte aufgeworfen hat, dürfte einer der großen Pluspunkte der Veranstaltung gewesen sein. Genauso wie die angeregten Gespräche mit Häppchen und einem Glas Wein zum Ende der Veranstaltung.
Text: Medienlabor Team
- Aufzeichnung im YouTube-Kanal des Journalistinnenbundes
- Einladung und Programmablauf im Flyer des 6. jb-Medienlabors (PDF)
Eindrücke des Abends in Bildern
Alle Fotos: Lale Cakmak
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- Charlotte Wiedemann hielt die Keynote beim 6. Medienlabor des Journalistinnenbundes
- Charlotte Wiedemann bei ihrer Keynote „Der weiße Blick“ beim sehr gut besuchten Medienlabor
- Auf die Keynote folgte die Paneldiskussion mit Amna Franzke, Najima El Moussaoui, Moderatorin Diemut Roether, Isabel Schayani und Vanessa Vu (vlnr.)
- Die taz-Redakteurin Amna Franzke während der Gesprächsrunden
- Gesprächsrunde mit Najima El Moussaoui, rechts neben ihr Marlies Hesse, rechts Rosemarie Mieder vom Organisationsteam des Medienlabor
- Gesprächsrunde mit Vanessa Vu und Sibylle Plogstedt vom Organisationsteam des Medienlabors
- Eva Hehemann und Inge von Boenninghausen in einer der Gesprächsrunden
- Abschlussrunde beim 6. Medienlabor, Foto: Frauke Langguth
- Referentinnen und Organisatorinnen des 6. Medienlabors
Die Gästinnen
Keynote
Charlotte Wiedemann studierte Sozialpädagogik und Politische Wissenschaft und absolvierte die Hamburger Journalistenschule. 15 Jahre arbeitete sie zu innenpolitischen Themen, seit knapp 20 Jahren ist sie freie Auslandsreporterin mit dem Schwerpunkt „islamische Lebenswelten“. Ihre Recherchen in zahlreichen Länder Asiens, Afrikas und auf der arabischen Halbinsel schlugen sich außer in Reportagen und Analysen (u.a. Geo, Le Monde Diplomatique, Zeit, NZZ, qantara.de) auch in fünf Büchern nieder. Seit 25 Jahren unterrichtet Charlotte Wiedemann Journalismus und lehrte zu interkulturellen Themen an den Universitäten Dortmund und Erfurt. 2017 erhielt sie den Spezialpreis der Otto-Brenner-Stiftung für ihr Lebenswerk. Foto: Anette Daugardt
Podium
Najima El Moussaoui ist freie Journalistin und Veranstaltungsmoderatorin. Sie arbeitet für öffentlich-rechtliche und private Sender (u.a. für das ZDF, 3sat, n-tv und Deutsche Welle). Bundesweit moderiert sie Veranstaltungen zu migrationspolitischen und anderen gesellschaftlichen Themen. Sie hat Soziologie, Islamwissenschaften und Germanistik in Köln, Aachen und Madrid studiert und anschließend ein Volontariat beim Nachrichtensender n-tv absolviert.
Foto: Philipp von Ditfurth
Amna Franzke wurde 1993 in München geboren. Nach dem Abitur hat sie die Deutsche Journalistenschule absolviert. Seit 2016 ist sie Redakteurin bei der taz, im Ressort für Gesellschaft und Medien. Außerdem studiert sie Philosophie und Musikwissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin.
Foto: Carlotta Lücke
Jagoda Marinic ist Autorin und Kolumnistin. Sie hat Politikwissenschaft, Amerikanistik und Germanistik an der Universität Heidelberg Studiert. Neben ihrer Arbeit als Journalistin arbeitet sie als Kulturmanagerin und hält international Reden zum Thema Europa, Migration, Diversität und transatlantische Beziehungen. Ihre regelmäßigen Kolumnen erscheinen in der taz, bei der Deutschen Welle und der Süddeutschen Zeitung. Zuletzt erschien von ihr das viel beachtete Debatten-Buch zum Thema Einwanderung: „Made in Germany. Was ist deutsch in Deutschland“.
Foto: Piroelle
Sheila Mysorekar ist Vorsitzende des Neue deutsche Medienmacher e.V., einer Organisation von Journalisten*innen und Medienmacher*innen mit und ohne Migrationsgeschichte. Sie ist indodeutsche Rheinländerin und lebt in Köln. Ihr Studium absolvierte sie in Köln und London und arbeitete als Journalistin (Politik/Wirtschaft), u.a. in Jamaika, Indien, den USA und vielen Ländern Lateinamerikas, darunter elf Jahre als freie Korrespondentin für die ARD in Argentinien. Sie arbeitet als Beraterin für konfliktsensiblen Journalismus und Medien in Post-Konflikt-Staaten bei der DW Akademie, unter anderem in Libyen und dem Südsudan.
Foto: privat
Isabel Schayani ist Redakteurin bei WDRforyou, dem Kanal für Menschen, die neu in Deutschland sind. Sie moderiert den Weltspiegel in der ARD und kommentiert gelegentlich in den Tagesthemen. Neun Jahre lang arbeitete sie beim Politmagazin Monitor mit und war anschließend für ein Jahr als Korrespondentin in New York. 2018 ist Isabel Schayani für ihre journalistische Gesamtleistung für den Grimme-Preis nominiert.
Foto: WDR
Vanessa Vu arbeitet als Redakteurin bei ZEIT online, im Ressort Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Ihre Schwerpunktthemen liegen auf Migration, Feminismus und Südostasien. Für „Abschottung 4.0“, eine investigative Recherche über die Hightech-Grenzüberwachung an den europäischen Grenzen, gewann sie 2017 den 1. Platz des Helmut-Schmidt-Preises für Nachwuchsjournalisten.
Foto: ZEIT online
Moderation
Diemut Röther, epd medien
Wir danken für die Unterstützung der Deutschen Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG), von NetCologne, der Otto-Brenner-Stiftung, der Stiftung Frauen in Europa und der Stiftung Lokaljournalismus der Landesanstalt für Medien NRW sowie der Kunsthochschule für Medien Köln.