„Barcamps machen klüger als Konferenzen“ – Interview mit Teresa Bücker
Die Frau weiß wahrlich wovon sie spricht. Teresa Bücker hat das erste Frauenbarcamp 2010 in Berlin mit organisiert und war seitdem jedes Jahr mit dabei. Sie hat beim Politcamp von 2009 bis 2012 mitgemacht, das in Berlin und Bonn stattgefunden hat und einen Fokus auf Medien- und Netzpolitik hatte. Im Rahmen ihrer Tätigkeit als Referentin beim SPD-Parteivorstand (2010-2012) hat sie zwei netzpolitische Barcamps im Willy-Brandt-Haus mit organisiert und Landesverbände dabei unterstützt, Barcamps in einzelnen Bundesländern auf die Beine zu stellen.
Für den Journalistinnenbund wird sie im Rahmen der Jahrestagung 2016 am 4.Juni das erste Journalistinnen-Barcamp moderieren.
Wir haben ihr drei Fragen zum Thema „Barcamp“ gestellt.
1. Was macht ein Barcamp so besonders?
„Ich mag Barcamps deshalb so gern, weil sie alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer aktiv mit einbeziehen und so eine ganz neue Konferenzatmosphäre entsteht, die viel lebendiger und vielfältiger ist, denn potentiell gibt es so viele Speaker wie Teilnehmende. Dass jeder dazu ermutigt wird, sein Wissen zu teilen, führt dazu, dann man aktiver zuhört, Perspektiven ineinandergreifen, sich ergänzen und so eine Session oft mehr vermitteln kann, als ein einzelner Vortrag. Sprich: Barcamps machen uns klüger als Konferenzen und regen zum Weiterdenken an. Oft entstehen sogar spontan Projekte, die über den Tag hinaus Bestand haben.“
2. Was ist ein Barcamp nicht?
„Ein Barcamp ist kein Wettbewerb, bei dem es darum geht, den einen wegweisenden Vortrag gehalten zu haben und viel Applaus zu ernten. Die Abgrenzung zu einer Konferenz ist wichtig, denn bei einem Barcamp sind ausdrücklich alle eingeladen, mitzumachen und selbst einen Workshop oder eine Diskussionsrunde anzubieten, ohne dass sie diese Session zuvor minutiös vorbereitet und geprobt haben. Ein Barcamp lebt von der Spontanität, von einem einzelnen Gedanken oder einer klugen Frage. Vielleicht hat man eine Idee in der U-Bahn auf dem Weg zum Barcamp und denkt sich: ,Darüber würde ich gern einmal mit Kolleginnen diskutieren.’ Das reicht meist schon, um eine gute Session zu machen, denn diese persönlichen Ideen diskutieren wir oft mit großer Leidenschaft. Und ich finde solch eine Session auch dann erfolgreich, wenn es eine kleine Diskussion mit sechs Teilnehmerinnen war.“
3. Und was machen wir, wenn keine interessanten Session-Vorschläge kommen?
„Im Journalismus bewegen uns gerade so viele Dinge, ich denke eher, dass die Teilnehmerinnen mehr Ideen mitbringen, als ein einzelner Tag abdecken kann. Die Ideenfindung kann auch so verlaufen, dass eine Teilnehmerin nach einer anwesenden Expertin fragt. Zum Beispiel: ,Ich frage mich schon eine Weile, wie wir die digitale Zusammenarbeit in der Redaktion gut organisieren können. Ist eine Kollegin hier, die darüber berichten kann?’ Manchmal wissen wir gar nicht, dass wir für etwas Expertin sind, bevor uns jemand genau danach fragt. Von daher empfehle ich, einfach auf andere zuzugehen und sie zu fragen, ob sie zu diesem Thema nicht etwas anbieten könnten. Dank der sozialen Netzwerke geht das ja schon vorab und man kann direkt über Facebook oder Twitter fragen, ob eine Expertin zum Thema XY beim Barcamp sein wird. Mich beschäftigt zum Beispiel nach wie vor die Frage nach der Rolle (feministischer) Medien beim Thema Zuwanderung und Rechtsruck in Deutschland. Und ich würde mich auch wahnsinnig über eine intergenerationelle Session freuen, bei der erfahrene Kolleginnen erzählen, was die jüngeren von ihnen lernen können – und umgekehrt. Meine Erfahrung mit Barcamps ist, dass die persönliche Atmosphäre ermöglicht all diese Fragen zu stellen, für die es in den Fragerunden der großen Konferenzen keinen Raum und keine Zeit gibt.“
Hier geht es zur Online-Anmeldung für die Jahrestagung.
Übersichtsseite Jahrestagung 2016
Wer mehr zur Idee eines Barcamps wissen will, findet hier Informationen:
Video: Was ist ein Barcamp?
Blogbeitrag: 10 Gründe, warum (mehr) Journalisten bei BarCamps mitmachen sollten.
Interview im Watch-Salon: Barcamp im Test
Mehr zu Teresa Bücker: Close up Teresa (Edition F)