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Jeden Monat Eins – Lena Sünderbruch und Cornelia Benninghoven

Im vergangenen Jahr ist es in Lena Sünderbruchs Leben turbulent zugegangen. Noch während der letzten Etappe ihres Masterstudiums war sie als VJ für den WDR und dann als Reporterin während der Bremenwahl für das ZDF unterwegs. Ursprünglich von einem „Acker in Niedersachsen“, wie die 26-Jährige selbst sagt, fühlt sie sich auch dem NDR als Reporterin besonders verbunden.

 

 

Foto: Privat

Münster, Bremen, Osnabrück – und nach dem erfolgreichen Abschluss dann: Mainz. Aktuell pendelt Lena jeden Monat aus Norddeutschland zum Lerchenberg. Dort arbeitet sie als Nachrichtenredakteurin für die „ZDF heute“-Redaktion. Mit bekannten Größen der Branche wie Gundula Gause oder Petra Gerster textet und bebildert sie dort unter anderem die 19-Uhr-Nachrichten oder den Nachrichtenblock im „heute journal“.

In Berlin hat sie außerdem beim Panter Workshop für eines ihrer Lieblingsblätter, die taz, geschrieben. Thema: „Klimawandel stoppen – aber wie?“

Austausch über Karriereschritte und Entscheidungen

Neben der Klima-Thematik liegen Lena auch die Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen am Herzen – und Feminismus. Für ihre Masterarbeit hat sie die Sexismusberichterstattung im Zuge von MeToo in deutschen und französischen Tageszeitungen verglichen. „Von den Ergebnissen war ich so frustriert, dass für mich die logische Konsequenz war, dass ich mich noch mehr mit anderen Frauen* zusammentun muss.“

Seit Juli 2019 ist Lena deshalb Mentee im Mentoring-Programm des Journalistinnenbunds. Das heißt, sie bekommt ein Jahr lang eine erfahrene Kollegin als Mentorin zur Seite, und beschreitet im Austausch mit ihr Karriereschritte und Entscheidungen, geht Fragen der beruflichen und persönlichen Entwicklung an und holt sich auch schon mal einen Rat, wie man damit umgehen soll, wenn männliche Kollegen beim Arbeiten ihre Füße auf den eigenen Schreibtisch legen.

Um dem jb etwas zurückzugeben, hat Lena von der Global Investigative Journalism Conference für den Watch-Salon gebloggt.


Gegenöffentlichkeit

Anders als Lena ist ihre Mentorin Cornelia Benninghoven der Stadt Münster länger treu geblieben. Von 1974 bis 1981 hat sie hier Publizistik, Soziologie und Germanistik studiert und sich für die Belange von Frauen engagiert, nach dem Studium als Redakteurin der Frauenseite der alternativen Stadtzeitung „Stadtblatt“ (davor „Knipperdolling“).

Foto: Privat

Damals gab es auch in vielen etablierten regionalen (Tages-)Zeitungen noch sogenannte Frauenseiten. Das machten sich Cornelia und zwei befreundete Kolleginnen zunutze und gründeten Anfang der 1980er Jahre die Agentur „Frauenpress“. Einmal monatlich belieferten sie Tageszeitungen und andere Medien mit Geschichten, Nachrichten und Fotos. Von 1985-1995 war Cornelia als freie Journalistin u.a. für den WDR, den NDR und das Deutschlandradio tätig und danach acht Jahre Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes in NRW. Inzwischen liegt einer ihrer Schwerpunkte auf Moderationen.

Etwas für die Gesellschaft bewirken

Auch Lena machte in Münster einige ihrer ersten Schritte im Journalismus. In ihrer Studi-Stadt, in der sie Kommunikations- und Politikwissenschaften studierte, fing sie beim „Semesterspiegel“ an, Deutschlands ältester Studierenden-Zeitung, wo sie vor allem Meinungsbeiträge schrieb. Rund vier Jahre war sie dann auch für die Westfälischen Nachrichten unterwegs. Das erste Mal on air war sie beim Radiosender Antenne Münster.

Eigentlich habe sie in die Politik gehen wollen, aber dafür sei sie immer zu ungeduldig gewesen. Kritisch nachgefragt habe sie schon als Kind gerne und auch heute, sagt sie „bin ich noch davon überzeugt, dass man so auch im Journalismus einiges für die Gesellschaft bewirken kann.“

Einfach mal aus dem Gedankenkarussell aussteigen“

Wie vermutlich bei jeder Journalistin nimmt das kritische Hinterfragen auch bei Cornelia viel Platz in ihrem alltäglichen Tun ein. Auch die Teilnahme am Mentoring-Programm des Journalistinnenbunds bedeutet für sie einen Schritt aus der eigenen Bubble hinaus. „Meine Erfahrungen von damals sind wenig vergleichbar mit dem, was junge Frauen heute im Journalismus erleben“, sagt sie. Auch deswegen sei sie so neugierig auf Lena. Zudem nimmt Cornelia das Mentoring als eine Form von Wertschätzung wahr: „Jemand hört mir zu und das was ich sage, könnte nützlich sein. Das ist ein Privileg.“

Ich bin nur mit der Erwartung ans Mentoring herangegangen, ähnlich gesinnte Frauen* zu treffen“, sagt Lena. Gemerkt habe sie bereits, dass die kollegiale Beratung und der Austausch unglaublich wichtig seien. Und sie weiß inzwischen, Hindernisse anders zu nehmen: „Ich habe gelernt, in Stresssituationen einfach mal aus dem Gedankenkarussell auszusteigen, zur Seite zu treten und alles in Ruhe aus mehreren Perspektiven zu durchdenken.“


Ruhe, Erfahrung und Perspektive ist schließlich etwas, das man sich erarbeiten muss. Am besten geht das – zu zweit. Alles Gute, Lena und Conni, und weiterhin eine schöne, produktive und lehrreiche Mentoring-Zeit!

Portraitiert von jb-Mentee Theresa Langwald.