Was ist Mentoring – und was nicht?
Mentoring verbindet Generationen
Eine erfahrene, meist ältere Mentorin unterstützt eine jüngere Mentee dabei, ihre Persönlichkeit weiter zu entwickeln, ihre beruflichen Kompetenzen auszubauen und sie bei ihrer beruflichen Karriereplanung zu unterstützen. Dabei werden im Dialog gemeinsam Ziele gesteckt und verfolgt.
Mentoring ist unhierarchisch
Mentoring funktioniert nur außerhalb einer Vorgesetzten-Untergebenen-Beziehung. Bei unternehmensinternen Mentoring-Projekten liegt in der Regel mindestens eine Hierarchieebene zwischen Mentee und Mentorin, oft kommen beide aus ganz unterschiedlichen Bereichen, denn es geht weniger um Themen aus den jeweiligen Arbeitsbereichen, als um Planung und Strategie des beruflichen Vorankommens.
Mentoring ist Privatsphäre
Die Mentorin unterstützt die Karriere und berufliche Entwicklung der Mentee. In dieser geschützten Beziehung kann Lernen und Experimentieren stattfinden, können potentielle Fähigkeiten und neue Kompetenzen entwickelt werden.
Mentoring ist innovativ
Mentoring birgt das Potential, eine Mentee zu Bestleistung zu bringen, indem sie einerseits die Erfahrungen der Mentorin nutzen kann und andererseits Mentoring nicht bei Defiziten sondern bei den eigenen Stärken ansetzt.
Mentoring ist nachhaltig: Frauen, die einmal Mentees waren, geben oft später ihre Erfahrungen als Mentorinnen weiter.
Mentoring hat Grenzen
Mentoring ersetzt keine professionelle Beratung (Coaching), die eine Mentee ggf. braucht.
Die Mentee
Mentee werden können Frauen, die Führungspositionen einnehmen wollen, Existenzgründerinnen, Berufsrückkehrerinnen, Mitarbeiterinnen im „Erziehungsurlaub“, Frauen, die eine neue Position übernommen haben oder ein besseres „Standing“ in ihrem Bereich erreichen wollen.
Die Mentee sollte klare berufliche Ziele und Erwartungen formulieren, auf die hingearbeitet werden kann (besserer Job/höheres Gehalt/andere Abteilung etc.), und sie sollte bereit sein, neue (Verhaltens-) Strategien zu entwickeln.
Die Vorteile des Mentorings für eine Mentee liegen schnell auf der Hand. Ihre Kompetenzen werden sichtbar, das Selbstbewusstsein wird gestärkt, die Arbeitsmotivation wächst, der Zugang zu informellen Netzwerken wird eröffnet und sie lernt ihre eigenen (beruflichen und privaten) Stärken und Schwächen besser kennen.
Die Mentorin
Auch die Mentorin sollte sich bewusst werden, was sie von dem Mentoring erwartet (Weitergabe von Wissen und Erfahrungen, Selbstreflexion, persönliche Weiterentwicklung als Führungskraft, erfolgreiche Begleitung einer Mentee).
Die Mentorin kann verschiedene Rollen einnehmen, als Beraterin, Unterstützerin, Vorbild (sind oft eins, manchmal ohne es sein zu wollen), Türöffnerin, Kontakterin, „Critical Friend“. Sie ist auf keinen Fall so etwas ähnliches wie eine Mutter, Lehrerin, Psychologin oder ein Coach. Es ist daher wichtig, sich die Rolle bewusst zu machen, um sich entsprechend abgrenzen zu können.
Für die Mentorin besteht die Möglichkeit, die eigene Karriere und den eigenen Arbeitsstil zu reflektieren und darin offenes und ehrliches Feedback zu bekommen. Die Auseinandersetzung mit Themen wie „Macht“, „Erfolg“ und „Einfluss“ kann sich auf das eigene Führungsverhalten auswirken und sensibler machen für die Leistungen anderer.
Die Mentoring-Beziehung
In der Beziehung von Mentee und Mentorin fallen Hierarchien weg. Der Austausch erfolgt als Dialog. Die Mentorin steht der Mentee bei Entscheidungen zur Seite, äußert konstruktive Kritik, aber sie entscheidet nicht. Gemeinsam erfolgt eine kritische Reflexion der einzelnen Schritte. Mentoring heißt nicht: „Ich schaffe mir als Mentorin ein Abbild.“ Es geht bei der Gestaltung mehr darum, Fragen an die Mentee zu stellen, die zum Nachdenken und Handeln anregen und weniger darum, Hilfsangebote zu machen. Ein „Schatz“ dieser unhierarchischen Beziehung liegt im gegenseitigen Feedback über Auftritt und Wirkung nach außen.
Die Beziehung zueinander kann gestaltet werden durch regelmäßige Gespräche, gemeinsame Besuche von Veranstaltungen, Vermitteln/Knüpfen von Kontakten, Zugang schaffen zu eigenen Netzwerken oder „Shadowing“ (die Mentee begleitet die Mentorin durch den Arbeitsalltag).
Sowohl Mentee als auch Mentorin können sich durch gemeinsame Erfahrungen ein realistisches Bild von der anderen machen und bekommen die Chance, „stolz auf die andere“ zu sein.
Erfolgreiches Mentoring
Der Erfolg des Mentoring ist nicht an äußerlichen Faktoren messbar, es geht beispielsweise nicht darum, dass die Mentee nach dem Mentoring-Jahr einen Karrieresprung vollzogen hat (obwohl das hin und wieder auch geschieht). Wenn die Zusammenarbeit zwischen Mentorin und Mentee gut war und der Kontakt auch nach dem Mentoring-Jahr bestehen bleibt, dann war das Mentoring erfolgreich.