Von Pufferpartnern und vorübergehender (Teil)zeit – Tagungsbericht
Frauen kehren nach der Geburt von Kindern häufig nicht wieder Vollzeit zurück in den Beruf. Ist das eine Phase im Werdegang oder ein traditionelles Rollenbild? Am 5. Oktober 2016 stellte Leonie Schulte ihre Studie „Alles (un)möglich?! – Die Vereinbarkeit von Familie und Alleinselbstständigkeit im Kulturbereich“ vor.
Die Friedrich-Ebert-Stiftung hatte nach Köln zu einer Fachtagung mit Diskussionsrunden und Workshops in Kooperation mit dem jb eingeladen.
Hier fiel der Begriff des Pufferpartners. Denn 85 % der Mütter leben in einer Partnerschaft, wobei nicht mal die Hälfte finanziell autonom ist. Die Zufriedenheit der Frauen ist insgesamt sehr hoch, was kontrovers diskutiert wurde – zwischen Schönreden bis hin zu einem Selbstbewusstsein, dass diese Phase zeitlich begrenzt ist. Ein Vorschlag für eine bessere Vereinbarkeit ist, dass sowohl Mutter als auch Vater die Arbeitszeit reduzieren und sich dafür die Familienaufgaben aufteilen.
Hier verwies Stefanie Lohaus vehement darauf, auch die Freizeit gerecht aufzuteilen. Bei ihrem Missy-Magazin liegt die reguläre Wochenarbeitszeit bei 30 Stunden.
Ausgewertet wurden 214 Fragebögen. Dabei gaben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an, dass Familie und Beruf die gleiche Relevanz zukommt. Zu bedenken gab Leonie Schulte, dass die Zahl der Arbeitsstunden bei den Frauen mit der Zahl der Kinder sank. Für Männer ergab sich eine Stunde Mehrarbeit, sobald sie Vater sind.
Ist die Selbstständigkeit nur ein Ausweg, um das Zeitkontingent flexibler zu bestimmen? Also freie Journalistin statt Journalistin in Teilzeit? Bei den genannten Risiken steht fehlende Zeit an erster Stelle. Gefolgt von der finanziellen Unsicherheit, der Herausforderung, die Kinderbetreuung über die Angebote geregelter Arbeitszeiten hinaus zu organisieren. Hinzu kommt eine innere Zerrissenheit, weder Beruf noch Familie gerecht zu werden. Dem stehen Chancen gegenüber.
Die höhere Autonomie – nicht nur in der Gestaltung der Arbeitszeit, sondern auch in der thematischen Wahl und inhaltlichen Ausrichtung. Der Zwang, der sich aus der Strukturierung etwas der Kinderbetreuung ergibt, bewirkt zugleich einer Entgrenzung von Beruf und Privatleben entgegen.
Welche politischen Rahmenbedingungen fördern ein ausreichendes Berufseinkommen? Neben der Betreuung im Kleinkindalter trägt eine verlässliche Betreuung in der Schule zu einem familienfreundlichen Umfeld bei. Schließlich wurde gefragt, ob neben allem, was individuell zu leisten ist, nicht auch eine gezielte Wirtschaftsförderung von Betrieben mit familienunterstützenden Maßnahmen sinnvoll wäre.
Allzu oft gelte es noch als persönliche Aufgabe, Familie und Beruf zu vereinbaren. Außerdem könnten Netzwerke die Bedürfnisse in die öffentliche Diskussion tragen, um auch die Verantwortung der Wirtschaft deutlich zu machen (sfi).
Der Link zum Download der FES-Studie: „Alles (un)möblich – Die Vereinbarkeit von Familie und Alleinselbstständigkeit im Kulturbereich“ von Leonie Schulte
Bericht auf Zeit Online von Tina Groll „Freie können besser mit Kindern“ (Link)