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Rückblick: Medienlabor zu Frauen in der Sportberichterstattung

Herabwürdigungen, Ignoranz und Sexismus – Sportlerinnen wie Journalistinnen haben im medialen Umfeld sportlicher Wettkämpfe Unglaubliches zu ertragen. Am 18. November 2021 lud das Medienlabor des Journalistinnenbundes in Kooperation mit der Sportkonferenz des Deutschlandfunks zur Diskussion mit prominenten Sportlerinnen und Reporterinnen. Die Diskussion wurde live via YouTube-Kanal des Journalistinnenbundes übertragen.

Teaserbild DLF Sportkonferenz und jb-Medienlabor

jb-Medienlabor und DLF-Sportkonferenz:
Raus aus der Abseitsfalle – Diskussion hybrid

Frauen im Sport werden mit ihren Spitzenleistungen vor allem bei olympischen Spielen und internationalen Wettkämpfen sichtbar. Ansonsten dominieren Männer die Szene, bestimmen die Interessen von Männern die Themen, wird Frauensport in den Medien weitgehend marginalisiert.

Im 9. Medienlabor diskutierten Journalistinnen und Sportlerinnen über die geringe Sichtbarkeit von Frauen in der Berichterstattung und das von Äußerlichkeiten und Sexismus geprägte Bild, das viele Medien von Sportlerinnen zeichnen.

Immer mehr Frauen interessieren sich für den Sportjournalismus, für Sportberichterstattung generell. Zunehmend beeinflussen sie Sichtweisen und Bilder und verschaffen Sportlerinnen mehr mediale Präsenz. Doch Sportjournalistinnen gehen selbst oft einen steinigen Weg, werden mit Hass, Häme und Herabwürdigungen überzogen, zumal wenn sie in Männerdomänen eindringen, etwa den Fußball. Claudia Neumann weiß davon ein Lied zu singen. Als sie 2016 als Livekommentatorin bei der Fußball-EM antrat, provozierte das Sprüche wie diesen: „Hat die überhaupt ’ne Erlaubnis, sich fernab der Küche aufzuhalten?“ Gegen solche Rüpeleien schützt sie sich, indem sie nicht in sozialen Medien aktiv ist. Auch intern werden Journalistinnen kritisch beäugt, doch je jünger und diverser Redaktionen sind, desto aufgeschlossener seien die Teams, bestätigten die Teilnehmerinnen. Quoten könnten Abhilfe schaffen und mehr Offenheit in den Führungsetagen, hieß es übereinstimmend.

Dass sich fehlende Diversität in Redaktionen in der Berichterstattung niederschlägt, sagte auch die Sportsoziologin Ilse Hartmann-Tews. Dort werden Frauen weniger in Szene gesetzt, stehen ihre sportliche Leistung weniger im Mittelpunkt. Deshalb sei es eine zentrale Aufgabe des Sportjournalismus, Frauen sichtbarer zu machen.

Geschlechtergerechte Verhältnisse im Sport brauchen neben der Berichterstattung aber auch die Mitwirkung von Frauen in den Führungsgremien und Spitzenpositionen der Verbände. Dort liege das Steuerungspotenzial, die Macht, so Hartmann-Tews. Die befindet sich noch immer in Männerhand und der Männersport gilt dort nach wie vor als höherwertig.


Bericht: Helga Kirchner

Aufzeichnung der Veranstaltung im YouTube-Kanal des Journalistinnenbundes: youtu.be/aedqSklCrfY
Bericht des Deutschlandfunk: Der langsame Kulturwandel in den Sportredaktionen