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Jeden Monat Eins…Das August-Tandem Sophia Wagner und Marietta Schwarz (Von Sahar Reza)

Foto: Eva Gutensohn

Der 10. Jahrgang des jb-Mentoringprogramms hat begonnen: 12 Mentees werden gemeinsam mit ihren Mentorinnen ein Jahr lang als Tandem professionell zusammenarbeiten und Erfahrungen austauschen. In den kommenden Monaten stellen die Tandems sich hier gegenseitig vor.

„Sensationsmeldungen immer hinterfragen“

Wissenschaftsjournalistin und jb-Mentee Sophia Wagner im Porträt

1. Was sind deine Themen? Wo berichtest du?

Ich bin Wissenschaftsjournalistin für Radio und Online, berichte also aus den Bereichen Wissenschaft und Forschung. Weil ich vom Studium her Evolutionsbiologin bin, liegen meine Schwerpunkte in Biologie, Medizin und Tiermedizin. Ich interessiere mich auch sehr für die Bereiche Lifestyle, Gesundheit, Sexualität oder Ernährung. Also ein bisschen näher am Alltag.
Ich arbeite für die Redaktionen Forschung beim Deutschlandfunk, Wissenschaft bei der Deutschen Welle (deutsch und englisch) und Quarks beim WDR.

2. Auf welche Geschichte oder Recherche bist du stolz?

Ich mag tief recherchierte, nachhaltige Themen. Für den DLF habe ich im vorletzen Jahr eine kleine Sendereihe zum Thema Tierseuchen gemacht, die fand ich ganz gelungen. Im ersten teil ging es um die Ausrottung der Rinderpest.
Im März habe ich mit einer Kollegin einen Hintergrund zum Thema social freezing gemacht.

Mit der gleichen Kollegin habe ich auch einen Podcast. Wir arbeiten gerade an Staffel 2, hier ist ein Link zu einer Folge über die Periode aus der 1. Staffel.

Neben Radio mache ich auch Webvideos. Wissenschaftliche Forschung innerhalb von einer Minute richtig und spannend zu vermitteln, ist immer wieder eine Herausforderung.
Hier ein Clip zu Solidarität unter Ameisen.

3. Was bedeutet es für dich, eine gute Journalistin zu sein?

Eine gute Journalistin bleibt bei den Fakten, recherchiert gründlich, vermittelt aber auch Begeisterung für ein Thema. Persönliche Gefühle und Meinungen finde ich interessant, sie sollten aber immer transparent sein. Gerade in der Wissenschaft sollte man Sensationsmeldungen immer sorgfältig beleuchten und hinterfragen.

4. Wo siehst du kritische Entwicklung/Gefahren für Qualitätsjournalismus?

Durch Click-bait und die Beschleunigung der Medien hat man oft nicht die Zeit, um in Ruhe an einer ausgewogenen Geschichte zu arbeiten. Weniger Geld und die Kooperation mit Werbepartnern macht die Qualität auch nicht unbedingt besser.
Gleichzeitig hat man heute als Einzelne aber viel mehr Chancen, selber was zu reißen.

5. Wer ist deine Mentorin, wo arbeitet sie und mit welchem Schwerpunkt?

Meine Mentorin ist Marietta Schwarz. Sie arbeitet unter anderem bei Deutschlandfunk Kultur in Berlin als Moderatorin, Redakteurin und Autorin im Bereich Kultur. Außerdem hatte sie einen Podcast gemacht, der heißt ‚Mutti und ich‘.

6. Was hast du durch deine Mentorin bereits Neues erfahren oder gelernt?

Sie hat mir das Job-Dreieck gezeigt. Ein Job sollte demnach immer zwei von drei Punkten erfüllen: Entweder Spaß und Geld, Geld und Karriere oder Karriere und Spaß.

 

„Ich habe für mich im Zusammenhang mit Rechtspopulismus den Kommentar als Form wiederentdeckt.“

Porträt der Moderatorin, Autorin und jb-Mentorin Marietta Schwarz, DLF-Kultur

1. Was sind deine Themen? Wo berichtest du?

Meine Lieblingsthemen als Autorin drehen sich um Gestaltung – Architektur, Design, Stadtplanung. Ich habe eine Kolumne („Gestalten!“) im Deutschlandfunk Kultur, beschäftige mich damit manchmal in längeren Features (Deutschlandfunk) und lade auch gerne Gesprächsgäste dazu in die Sendung „Zwischentöne“ im Deutschlandfunk. Als Moderatorin arbeite ich regelmäßig für die Sendung Fazit – die Kultur vom Tage, wird jeden Abend von 23.00-24.00 Uhr im DLF Kultur ausgestrahlt, anschließend im DLF wiederholt.

2. Auf welche Geschichte oder Recherche bist du stolz?

Das DLF-Feature über den DDR-Architekten und -Funktionär Bernd Grönwald war rechercheintensiv und ebenso emotional aufgeladen: Ein überzeugter Sozialist geht einen anderen Weg und nimmt sich nach dem Mauerfall das Leben. In Anlehnung an eine Geschichte über die erste Bauhaus-Architektur in Deutschland, das „Musterhaus am Horn“ in Weimar.

3. Was bedeutet es für dich, eine gute Journalistin zu sein?

Saubere Recherche, sichere Themenwahl, richtige Einordnung. Ein Riecher für anstehende Themen, starke Protagonist*innen und Orte.
Als Autorin freue ich mich über gutes O-Ton-Material: echt, nah und aussagestark. Als Moderatorin freue ich mich über kluge Köpfe, die ein Thema durch neue, unkonventionelle Gedanken bereichern.

4. Wo siehst du kritische Entwicklungen/Gefahren für den Qualitätsjournalismus?

In Sachen Rechtspopulismus stellen wir uns auch in unserem Magazin „Fazit – die Kultur vom Tage“ immer wieder die Frage, ob wir ein Thema aufgreifen oder weiterdrehen und wie. Wir sind uns in der Redaktion selten einig – der Mainstream und social media zwingen einem ein Thema manchmal auf. Wie groß macht man es? Wie besetzt man es? Ich für mich habe in diesem Zusammenhang den Kommentar im Radio als Form wiederentdeckt.

Porträtiert von jb-Mentee Sahar Reza