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Jeden Monat Eins: Rufine Songué und Katrin Schlusen

Doppelportrait Rufine Songue und Katrin Schlusen

Rufine Songué aus Freiburg und ihre Mentorin Katrin Schlusen / Fotos: Privat

Rufine Songué ist ein Tausendsassa und verfolgt viele Projekte. Das nächste ist schon in Planung: Gemeinsam mit Mentoring Katrin Schlusen hat Rufine ihre Idee weiterentwickelt, denn Katrin hat einen sehr klaren Blick auf die Dinge.

„Ihr Journalisten stört“. Diese Nachricht liest Rufine Songué in einer Telegram-Gruppe. Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine ist Rufine beeindruckt von der Solidarität, die in der Gruppe herrscht: Wer kann Bitcoins schicken, wer jemanden abholen? Über die Anwesenheit von Journalisten ist man weniger begeistert.

Rufine recherchiert in der Gruppe, weil sie von Menschen ohne ukrainischen Pass gehört hat, die in der Ukraine festsitzen und keine Möglichkeit haben, vor der Gewalt zu fliehen. Sie findet es wichtig, zu hören, wie es den Menschen geht, und darüber zu berichten.

Schließlich lernt sie über die Gruppe Maud aus Südafrika kennen, die seit fünf Jahren in der ukrainischen Stadt Sumy studiert und nach Kriegsausbruch dort festsitzt. Sie berichtet von Bombenangriffen und von ihrer Verzweiflung – weil sie nirgendwohin kann, während sich andere längst auf den Weg gemacht haben. „Verbreite die Nachricht, dass wir hier in der Falle sitzen“, bittet sie Rufine noch.

Our Voice – Die Stimme der Unsichtbaren

Dass Geflüchtete selbst zu Wort kommen, ist die Idee der Redaktion, die Rufine leitet: Our Voice heißt sie und gehört zu Radio Dreyeckland, dem Freien Radio in Freiburg. „Geflüchtete werden häufig als Kriminelle oder als reine Opfer dargestellt“, kritisiert Rufine. Sie ist sich sicher: Es klappt deutlich besser, wenn Geflüchtete in den Medien eine eigene Stimme haben.

Als Regionalkoordinatorin im Netzwerk medien.vielfalt hält Rufine den Kontakt zu anderen Redaktionen von Geflüchteten in Deutschland. Außerdem erstellt sie Radiobeiträge, plant und moderiert Sendungen. Daneben gibt die 29-Jährige Workshops für geflüchtete Frauen und moderiert Veranstaltungen, zum Beispiel dazu, ob hinter der Forderung, Fluchtursachen zu bekämpfen, ein Ablenkungsmanöver stecken könnte.

Rufine liebt ihren Job. Zusammen mit ihrer Mentorin Katrin Schlusen hat sie überlegt, was sie daran noch verbessern könnte. „Katrin hat eine sehr klare Sicht auf die Dinge, das war hilfreich“, erzählt Rufine. Beispielsweise als beide an Rufines Profil gefeilt und überlegt haben, welchen Aspekt ihres Engagements Rufine besonders hervorheben könnte.

Angeregt durch die Online-Gespräche mit ihrer Mentorin hat Rufine außerdem LinkedIn für sich entdeckt: Dort hat sie ihre Erfahrungen aus dem Job mit anderen geteilt. Denn Katrin ist überzeugt, dass Rufines Insights zu Interviews mit traumatisierten Menschen oder ihre Gedanken zu Rassismus wirklich jede Timeline bei LinkedIn bereichern würden.

Mentoring ist empowernd

Katrin habe sie während des Mentorings sehr gepusht, berichtet Rufine. Das hat dazu beigetragen, dass Rufine ihre Arbeit mit anderen Augen sieht, unter anderem durch Feedback. Katrin ist besonders beeindruckt von Rufines Gespür für Themen und ihrem großen Einsatz bei der Recherche: „Rufine hat mir geschildert, wie schwer es eigentlich ist, das Vertrauen ihrer flüchtenden Gesprächspartner:innen in der Ukraine zu gewinnen“, erzählt Katrin. „Das sind keine leichten Interviews und Rufine hat in diesem Bereich viel Erfahrung und eine hohe Fachkompetenz.“

Beide verbindet die Leidenschaft für den Journalismus. Katrin ist Produktmanagerin für digitale Produkte in der Direktion Innovationsmanagement und digitale Transformation beim SWR. Das heißt, sie kümmert sich um die Entwicklung und Verbesserung von Apps und Webseiten, zum Beispiel zuletzt um die neue Version der SWR Aktuell App. Dabei schätzt sie vor allem die Zusammenarbeit in einem interdisziplinären Team.

„Katrin macht viel Entwicklung. Das ähnelt ein bisschen der Arbeit in meinem Projekt OurVoice“, sagt Rufine. Über ihre Mentee sagt Katrin: „Rufine ist ein kluger und politisch denkender Kopf. Ich finde, dass Rufine eine ganz tolle Ausstrahlung als Hostin der Podcasts hat, die sie bei Radio Dreyeckland produziert.“

Als nächstes plant Rufine eine feministische, intersektionale Podcastreihe. Mit Katrin hat sie über der Idee gebrütet: Was wäre die Zielgruppe, was könnte das Besondere daran sein und in welchen Medien könnte sie vorkommen – damit das Projekt auch die nötige Aufmerksamkeit erhält. Das liegt Katrin am Herzen. Weil, so sagt sie, Rufine eine Stimme habe, die in den Mainstream-Medien oftmals nicht gehört werde.

Autorin: Carolin Born