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Rückblick: „Kollegin KI – Hilfreich oder gefährlich für Journalistinnen?“

Frau hält einen Vortrag vor Publikum

Prof. Marlis Prinzing bei ihrer Keynote „Künstliche Intelligenz und Journalismus“ / Foto: Jennifer Kauka

ChatGPT, Übersetzungs- und Transkriptionssoftware wie DeepL und Trint oder Bildgeneratoren wie DALL-E halten immer stärker Einzug in unseren Alltag. Es sind Werkzeuge, die mithilfe von Künstlicher Intelligenz – vermeintlich –neue Texte und Bilder generieren, gewaltige Datenmengen analysieren können, (Sprach-) Barrieren verschwinden lassen und so durchaus Freiräume schaffen in zeitaufwändiger Redaktionsroutine. Aber sie stellen den Journalismus zugleich vor enorme Herausforderungen.

12. jb-Medienlabor zu Gast an der Hamburg Media School

Über Chancen und Folgen einer atemberaubend schnellen Entwicklung diskutierten wir im 12. Medienlabor des Journalistinnenbundes. Die Hamburg Media School mit ihrer Vernetzung in die deutsche Digital- und Medienlandschaft bot uns dafür am 2. Februar das passende Podium – und spannenden Gesprächsstoff hatten wir mit unseren geladenen Expertinnen:

  • Prof. Dr. Marlis Prinzing, die an der Macromedia Hochschule in Köln den Studiengang Journalismus leitet, hielt eine Keynote zu unserer Veranstaltung.
  • Svea Eckert, investigative Tech-Journalistin, präsentierte ganz praktisch mögliche Anwendungen von KI.

Christina Elmer, Professorin für Digitalen Journalismus und Datenjournalismus an der TU Dortmund, ist engagiert im Vorstand des Vereins Netzwerk Recherche und Gesellschafterin bei AlgorithmWatch. Heike Ollertz, freie Fotografin, setzt sich auch als Geschäftsführerin des Fotografenverbands Freelens mit den Auswirkungen von generativer KI auf die Geschäftsfelder von Fotograf*innen und auf die Glaubwürdigkeit der Medien auseinander.

Die Glaubwürdigkeit des Journalismus steht auf dem Spiel

Moderiert von Helga Kirchner, ehemaliger Chefredakteurin des WDR-Hörfunk und Mitorganisatorin der Medienlabore, diskutierten wir über Fehlentwicklungen, fatale Folgen für uns Journalistinnen, über KI reproduzierte sexistische Vorurteile – und nicht zuletzt über die Glaubwürdigkeit des Journalismus. Denn wenn man echte und generierte Texte, Bilder, Videos und Tonsequenzen nicht mehr voneinander unterscheiden kann, führt das zu einem gewaltigen Vertrauensverlust.

Für all das, so Marlies Prinzing, können die KI-Werkzeuge nicht zur Verantwortung gezogen werden, denn Text- oder Bildgeneratoren sind nur so gut wie ihre Trainingsdaten. Und diese, so die Wissenschaftlerin, seien teils schlecht generiert und oft männlich geprägt.

Einen eindrücklichen Beweis lieferte Svea Eckert in ihrem ganz praktischen Vortrag zu jenen Werkzeugen, die frei verfügbar auf dem Markt sind. Da generiert beispielsweise die Software DALL-E stereotype Bilder einer „modernen TV-Journalistin“: normschön, jung, schlank und mit dunkelblonden Haaren, einem glatten Gesicht und ohne Brille.

Heike Ollertz machte den gigantischen Urheberrechtsklau bewusst, auf dem die bildgenerierende KI beruht und der die Technologie überhaupt erst ermöglichte. Denn deren Trainingsdaten stammen aus dem Internet, mehr als 5 Milliarden professionell produzierte Fotos von Fotografinnen und Fotografen – ohne deren Einverständnis oder eine Kennzeichnung ihrer Urheberschaft.

Christina Elmer betonte die Wichtigkeit journalistischer Ausbildung auch im Umgang mit KI. Und warnte zugleich: Es müsse immer die rasante Entwicklung im Blickfeld bleiben, denn Inhalte könnten nach kurzer Zeit überholt sein.
Schließlich stellte Marlis Prinzing am Ende der Podiumsdiskussion noch die Frage: Wollen wir KI-Kunstfiguren wie eine Klara Indernach oder einen Emil Charlie, wie sie der österreichische Express bereits in größerem Stil anwendet, denn wirklich als Kollegin oder als Kollegen haben?

Im Gespräch mit den Expertinnen

Die vielen Einblicke und Fakten regten zum Nachdenken und erst recht zum Nachfragen an. Wer das Medienlabor schon einmal selbst erlebt hat, weiß, wie intensiv die einzelnen und persönlichen Gespräche mit den Expertinnen sein können, für die im Anschluss an das Podium Gelegenheit ist. Sie reichten auch in Hamburg noch weit in das Get together hinein.

Für unser 12. Medienlabor hatten wir viel Unterstützung. Zuallererst vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, der Stiftung Frauen in Europa und der TuWas Stiftung. Nicht zuletzt aber auch von der Hamburg Media School.

Dafür unseren herzlichen Dank.
Das Team des MedienLabors

Aufzeichnung im YouTube-Kanal des Journalistinnenbundes

 

Das 12. jb-Medienlabor in Bildern

Alle Fotos: Jennifer Kauka
Desktop: Mit Klick auf eines der Bilder öffnet sich die Bildergalerie

 

Die Veranstaltung wurde unterstützt: